Zyklon „Disintegrate“ / VÖ 15.05.2006

Ich bin ja kein großer Fan von Death Metal, aber was die Norweger rund um Samoth mit „Disintegrate“ abliefern ist tight, brutal und spielerisch jenseits von Gut und Böse. Ich bin geneigt Zyklon mit einer Atomuhr zu vergleichen, denn die Präzision ist atemberaubend. Egal welches Tempo – und das variiert auf „Disintegrate“ doch erheblich – keine Millisekunde Abweichung erlauben sich die vier. Ob man das nun toll finden oder doch als zu mechanisch abtun soll, sei dahingestellt, beeindruckend ist es auf alle Fälle. Zyklon spielen immer Death Metal, sind dabei aber flexibel. Der Titeltrack zum Beispiel beinhaltet auch einige schwarzmetallische Züge, „Ways Of The World“ klingt ganz schon thrashig und im folgenden „Subversive Faith“ wird wieder der reine Todesmetallknüppel ausgepackt. Diese Diversität zieht sich durch das ganze Album weiter. Immer wieder werden auch Soli eingespielt, die den Unterkiefer nach unten schnellen lassen. Für 45 Minuten ziehen insgesamt zehn Songs in ihren Bann, sei es nun, weil man sowieso auf technischen Death Metal abfährt oder sei es, wie in meinem Fall, dass man mehr von der Ausführung als von der Musik selbst fasziniert wird. Das „Disintegrate“ im Akkerhaugen Lydstudio (u.a. auch Emperor) aufgenommen und von Star Produzent Fredrik Nordström (Studio Fredman) abgemischt wurde, hat dem Album sicherlich auch nicht geschadet. Nur dank der glasklaren Produktion kann Zyklon überhaupt zur Geltung kommen.

Doch all die tollen Fähigkeiten der Musiker, die Hochglanzproduktion und die großen Namen, sie alle vermögen nicht darüber hinwegzutäuschen, dass die Musik nicht berührt. Zumindest mich lässt sie völlig kalt. Trotz aller Aggressivität wird keine Wut, kein Hass, keine Verzweiflung oder irgendeine sonstige Emotion transportiert. Dadurch ist „Disintegrate“ sicher kein Album für gewisse Stunden, sondern wirklich eine Art Museum, in dem man als Besucher mit großen Augen vor den Exponaten steht.

Bernhard Balmer – www.sounds2move.de / 12.05.2006