Within Temptation „The Unforgiving“ / VÖ 25.03.2011

 

 

 

Was tut man, nachdem man ein fast perfektes Album („The Heart of Everything“) veröffentlicht hat? Within Temptation machen erst mal nix. Ok, stimmt nicht ganz, denn immerhin kamen in der Zwischenzeit auch ein Akustikalbum und eine imposante Live-DVD. Doch zuletzt gönnte man sich eine Pause von fast eineinhalb Jahren. Neue Ideen mussten her, neue Inspiration und neue Herausforderung.

 

Sowohl die Auszeit als auch die Neuausrichtung waren auch bitter nötig, nachdem man sich während des Tourmarathons zu besagtem Vorgänger beinahe aufgelöst hätte (O-Ton Sharon den Adel, siehe s2m Interview März 2011). Mit einem neuen Drummer (Mike Coolen) und frischem Wind in den Segeln wollen die Niederländer jetzt wieder voll durchstarten und haben sich dazu ein Comic-Konzept zur Hilfe genommen, das reizvoll und anspruchsvoll zugleich ist. Und wohl auch polarisierend, denn schon allein die Veröffentlichung des Coverartworks sorgte mancherorts für schnippisches Naserümpfen. Alles Schall und Rauch, denn wer „The Unforgiving“ in voller Länge hört wird bestätigen können, dass es einem diese Scheibe verdammt schwer macht, sie nicht zu mögen. Das liegt nicht nur an einer ganzen Armada an griffen Melodien („Iron“, „A Shot in the Dark“, „A Demon’s Fate“, „Faster“), sondern auch an einem allgegenwärtigen 80er-Flair, das besonders im Whitesnake-mäßigen Up-Tempo-Groover „In the middle of the night“ und dem poppigen „Sinéad“ zum Tragen kommt. Zusätzlich darf sich Iron Maiden-Verehrer Ruud Jolie unzählige lässige Soli aus dem Ärmel schütteln, wodurch sich der Gitarrist vielleicht noch mehr als die restliche Mannschaft auf die Live-Umsetzung des frischen Liedguts ab dem Spätsommer freuen darf.

 

Nach „The Heart of Everything“ war Musikern und Fans bewusst, dass man sich auf allerhöchstem Niveau in einer Sackgasse befand. Was hätte man nach diesem Album noch verbessern können? Richtig, nix. Aus dieser Not haben Within Temptation eine Tugend gemacht und legen uns jetzt mit „The Unforgiving“ ein Album vor, das überrascht, ohne fremdartig zu wirken. Wenn Spannung, Abwechslung und Hörvergnügen in dieser Art und Weise Hand in Hand gehen, ist nicht davon auszugehen, dass die Erfolgsgeschichte des Sextetts in absehbarer Zeit enden wird.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de