Wirtz "Auf die Plätze, fertig, los!" / VÖ 17.06.2015

 

 

Genug der leisen Töne, wird Zeit die Amps endlich mal wieder etwas auf zu drehen. Daniel Wirtz hat seine "Unplugged-Phase" (inkl. ebensolchem Album) erst einmal zu den Akten gelegt und kehrt mit "Auf die Plätze, fertig, los!" nun nach vier Jahren zum Stromgitarrenrock zurück. Und damit zu seiner Kernkompetenz.

 

Natürlich hat auch ein ohne Distortion in Erscheinung tretender Daniel Wirtz seinen Reiz. Schon allein deshalb, weil seiner Musik schon immer eine gewisse, bisweilen subtile Melancholie innewohnt. Und trotzdem ist es gut und richtig, dass der Frankfurter jetzt wieder den Alternative Rock oben auf seine Agenda schreibt. Nicht nur weil die neue Platte einige schöne Rocker wie "Regentropfen" in petto hat, die ganz schnell im Gedächtnis bleiben. Auch für seine Auftritte bei der Vox Show "Sing meinen Song" tut ein Schwerpunkt auf Schweiß, Bier und Rock N Roll gut, wenn Wirtz für willkommene Abwechslung zwischen musikalisch ziemlich glatten Zeitgenossen wie Hartmut Engler (Pur), Yvonne Catterfeld und Xavier Naidoo sorgt. Wichtig ist dabei sowohl für eingefleischte Fans als auch für Fernsehzuschauer, denen der Hesse bis dato wahrscheinlich unbekannt war, dass man Daniel Wirtz zu jeder Sekunde abnimmt wie er sich präsentiert und was in seinen Songs passiert. Authentizität ist das Zauberwort, die sich nicht nur einem Anti-Liebeslied wie "Aus Versehen" attestieren lässt. Bei allen 12 Songs verhält es sich im Grunde gleich: Wenn Wirtz (wohlgemerkt als Zugezogener) im fürs hessische Gehör sofort heraus hörbaren Frankfurter Idiom seine Ode an den Filmriss ("Ich weiß es nicht") intoniert, oder er die quälend langsam vergehende Arbeitswoche bis zum sehnsüchtig erwarteten Wochenende treffend auf den Punkt bringt ("Freitag Abend"), dann glaubt man dem demnächst Vierzigjährigen einfach. So gesehen ist es auch kein Zufall, dass ausgerechnet er es ist, der den Leuten ins Gedächtnis zurückruft, dass ein deutsch gesungenes Liebeslied durchaus Feuer im Arsch und Eier in der Hose haben darf ("Wenn du willst"). Dass Wirtz auch weiß wie man die nachdenklichen Momente richtig in Szene setzt ("Das nächste Mal", "Mantra"), macht "Auf die Plätze, fertig, los!" so richtig rund und die Prognose, dass man dieses mal sogar den 5. Platz in den Charts, den der Vorgänger "Akustik Voodoo" einstreichen konnte, noch übertreffen wird alles andere als utopisch. Schön zu sehen wie erfolgreich man noch mit ehrlicher, handgemachter Musik sein kann.

 

Markus Rutten - www.sounds2move.de