Willy DeVille "Pistola" / VÖ 22.02.2008

Es gibt Tage, da möchte man nicht zu treibendem Heavy Metal headbangen, keinen schwelgerischen Goth-Klängen lauschen und nicht irgendwelchen feuchtfröhlichen Mittelaltermitsinghymnen frönen, sondern man möchte lieber über den Tellerrand blicken und schauen was es in der Außenwelt noch so an musikalischen Leckereien zu entdecken gibt.

An einem jener Tage, an dem ich mal nichts von Heavy Metal und Co. wissen wollte, mich sozusagen in Metal-Abstinenz übte, viel mir die neueste und auf den Namen "Pistola" hörende CD von Altmeister Willy DeVille in die Hände. Und nachdem ich mir ein Ohr voll von "Pistola" gegönnt hatte war für mich klar, dass dieses Album genau das richtige ist für jene Tage, an denen man ausnahmsweise mal der einzig "wahren" Musik abschwört und sich anderweitig orientiert. Denn "Pistola" ein geschmackvoll aufbereitetes musikalisches Kaleidoskop, bestehend aus lockerem Funk, tiefgehendem Blues, gefühlsstarkem Soul, bedacht arrangiertem Rock und detailverliebtem Cajun, wobei über allem die variable, aber durchwegs markante Sangesstimme von Mr. DeVille liegt. Auf "Pistola" gleicht kein Song dem anderen, was dieses Album nicht nur ungemein spannend macht, sondern gleichzeitig auch für ein dauerhaftes und vor allem anspruchsvolles Hörvergnügen sorgt. Neben dem eingängigen Opener "So So Real" und dem funkigen "Been There done That", ragen dabei vor allem die beiden emotionalen Songs "When I get Home" und "The Band played on" hervor, wobei letzteres Willy DeVille`s Reaktion auf die Flutkatastrophe in New Orleans darstellt. Im Allgemeinen fällt neben der gekonnten musikalischen Umsetzung auf, dass sich Willy DeVille in lyrischer Hinsicht keiner platten Attitüden bedient, sondern wert auf gehaltvolle Songtexte mit einem tieferen Sinn legt. Mit dem abschließenden "The Mountains of Manhattan" verneigt sich DeVille dann sogar vor den Ureinwohnern von Amerika, sprich den Indianern, was diesem gelungenen Album in meinen Augen zusätzlich Sympathiepunkte verleiht. Willy DeVille liefert mit diesem Album ein sehr geschmackvolles und durch die Bank gelungenes Werk ab, das eine Entdeckung definitiv wert ist. Genug musikalische Toleranz vorausgesetzt.

Nando Rohner – www.sounds2move.de / 03.02.2008