Willie Tanner „How to be a complete Bastard“ / VÖ 03.04.2009

 

 

 

Wer sich nach dem Aushilfspapi für das 80er Jahre Zottel Alien Alf benennt, der hat bei mir schon mal einen Stein im Brett. Wie allerdings das Nürnberger Quintett im vorliegenden Fall ausgerechnet auf den Namen Willie Tanner kommt? Man weiß es nicht.

 

Dafür weiß man relativ schnell was Sängerin Kate T. und ihre Musiker sich auf die musikalische Fahne geschrieben haben: Nämlich trendfreien, ungeschönten, guten alten Rock. Etwa „Home Sweet Homeless“ und „My Poet Monster“ haben durchaus Charme und auch genug nette Hooklines, um innerhalb kürzester Zeit zu gefallen. Für eine eigene individuelle Note sorgt der Titeltrack „How to be a complete Bastard“, der mit recht verstrahlten Electronika gespickt ist, die irgendwo zwischen Flat Eric und alten Atari-Games anzusiedeln sind. Gewöhnungsbedürftig aber nach einiger Zeit doch irgendwie cool, selbst wenn man das rockige Organ seiner Front-Feuerlocke mit Overdubs und Effekten ziemlich entstellt. Die darf sich ansonsten glücklicherweise ungestört entfalten (und uns zum Ende von „Icecream Wars“ noch einmal äußerst charmant ins Mikrofon kotzen) und mit ihrem minimal kratzigen, kraftvollen Stimmchen Punkte sammeln. „Boogiepop Phantom“ wirft ebenfalls noch einmal einen tiefen Blick in die 80er und kredenzt gegen Ende eine astreine Old-School-Nintendo-Melodie. Im Fränkischen sind Willie Tanner bereits eine gängige Marke und auch außerhalb der Heimat wird „How to be a complete Bastard“ sicherlich einige Fans finden. Dieses Debüt zeigt durchaus das Bestreben nach Eigenständigkeit und Charakter in einem Genre, in dem schon lange alles gesagt wurde. Damit wird aus diesem Album zwar immer noch keine ganz große Sensation, aber trotzdem ein gutes Scheibchen für rockige Stunden von einer jungen, nationalen Band, die man durchaus im Auge behalten sollte.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 16.05.2009