Whiplash “Unborn Again” / VÖ 25.09.2009

 

 

Keine Frage: Beim diesjährigen Wacken Open Air gehörten die US-Alt-Thrasher Whiplash zu meinen absoluten persönlichen Highlights. Wie die Altherrenriege das Partyzelt mit seinem überwiegend jungen Publikum gerockt und in Bewegung versetzt hat, war ein Bild für die Götter. Dementsprechend hoffnungsfroh blickte ich der neuen Veröffentlichung des Trios aus New Jersey entgegen. Doch leider bewahrheitet sich erneut das Vorurteil, dass Reunions (im Falle Whiplashs sogar bereits die zweite) live zwar durchaus Sinn machen, als Tonträger aber leider häufig Rohrkrepierer hervorbringen.

 

Doch von vorn: „Unborn Again“ ist das mittlerweile siebte Album der 25-jährigen Bandgeschichte. Die Erwartungshaltung wird durch ein Ed-Repka-Cover, das mit seinem Jahrmarktmotiv Assoziationen an „Ticket to Mayhem“ weckt, weiter gesteigert. Die Parallelen zum kultigen Zweitwerk werden zusätzlich genährt, da das aktuelle Line-Up mit Gitarrist/Sänger Tony Portaro und Schlagzeuger Joe Cangelosi mit dem damaligen fast identisch ist. Für den mittlerweile verstorbenen Tony Bono zupft Rich Day den Bass. Als I-Tüpfelchen der Reminiszenz ist im Mittelteil des „Unborn Again“-Openers „Swallow the Slaughter“ sogar kurz „Perpetual Warfare“ zu hören. Leider sind damit die Gemeinsamkeiten von 2009 zu 1987 aber auch erschöpft. Ich will nicht behaupten, dass die zehn Songs auf „Unborn Again“ allesamt Mist wären. „Swallow the Slaughter“, „Snuff“ oder auch „Float Face Down“ sind ganz passable Thrash-Stücke (in einem allerdings etwas rumpeligem Soundgewand). Leider haben aber die lahmarschigen Tracks der Marke „Firewater“ oder „Fight or Flight“ die Oberhand. Und absoluter Tiefpunkt ist der Gesang von Bandgründer Tony Portaro. Kaum zu glauben, dass das derselbe Mann ist, der Klassiker wie „Warmonger“ oder „Burning of Atlanta“ eingebrüllt hat (und auch in Wacken eigentlich noch ganz gut bei Stimme war). Auf „Unborn Again“ klingt er jedenfalls komplett kraft- und zahnlos, wie eine noch weinerliche Version von Dave Mustaine. Da ist man schon fast froh, wenn man mit „Parade of two Legs“ ein Instrumental vorgesetzt bekommt oder beim Van Halen Cover „I´ve got the Fire“ Joe Cangelosi zum Mikro greift.

 

Fazit: Whiplash anno 2009 – live gerne wieder, auf CD – nur den Komplettisten zu empfehlen. Da nützt auch der Gastauftritt der deutschen Thrash-Legende Frank Blackfire bei zwei Songs nichts mehr.

 

Alexander Dontscheff - www.sounds2move.de / 22.09.2009