We came as Romans "We came as Romans" / VÖ 24.07.2015

 

 

 

Habt ihr auch noch die mahnenden Worte eurer Eltern im Kopf: vom guten ersten Eindruck? We came as Romans scheinbar schon und doch zeichnet "Regenerate" zumindest teilweise ein verzerrtes Bild von ihrem vierten Album "We came as Romans". Nicht, dass besagter Eindruck schlecht wäre.

 

Genau genommen ist der Beginn sogar viel versprechend. Eine schöne Metalcore-Breitseite mit flirrenden Gitarren und donnernden Drums. So weit, so gut, so bekannt. Immerhin sind We came as Romans seinerzeit auch als astreine Metalcore-Kapelle gestartet, hatten das nötige Rüstzeug und auch die passenden Songs parat. Eine ganz große Nummer war man zwar nie, aber auch alles andere als schlecht. Mit dem Vorgänger "Tracing back Roots" begann man dann zusehends damit, sich stilistisch frei zu schwimmen, experimentierte mit neuen, rockigeren Einflüssen - Stichwort Post-Hardcore. Man wollte weg aus der Schublade, stattdessen lieber sein eigenes Ding drehen, sich auch ein Stück weit vom Gros absetzen. Diese Phase ist mit "We came as Romans" noch nicht abgeschlossen, aber sie schreitet durchaus erkennbar voran. Natürlich kappen die US-Amerikaner nicht von jetzt auf gleich ihre Wurzeln und stoßen ihr Publikum auch nicht zu heftig vor den Kopf. Man kommt ihm mit schicken Brechern wie "Defiance" noch mal ein Stück weit entgegen, um die Anhänger mitzunehmen auf den sich anbahnenden Weg. Dafür streut man gerne noch mal ein paar Breakdown-Zuckerstückchen aus und lockt mit seiner heftigen, aggressiven Seite. Allerdings lässt sich schon jetzt erahnen, dass derlei Ausflüge in Zukunft wohl noch ein bisschen rarer gesät sein werden, selbst wenn man um einen sanften Übergang bemüht ist. Doch auch der kann nicht darüber hinweg täuschen, dass We came as Romans anno 2015 auch mal ein bisschen an Fall Out Boy ("Savior of the Week") mit Synthies, respektive Simple Plan erinnern, wenn sie eine durchaus massentaugliche Halbballade wie "Memories" aus dem vormals noch eine Ecke moshbareren Hut zaubern. Naserümpfen ist dennoch unangebracht, denn diese Einflüsse gab es bereits auf früheren Alben, bloß setzte man sie eher als melodische Highlights, wohingegen man den Alternative-Momenten inzwischen eben auch mal ganze Songs zugesteht. Und die sind mit Verlaub auch noch ziemlich gut gemacht und weit davon entfernt, eilig zusammengeschusterte Anbiederungen an den Mainstream zu sein. Für den Moment funktioniert der Spagat zwischen Metalcore und Post-Rock bzw. Post-Hardcore gut, mittelfristig sollte man sich aber entscheiden wo die Reise letztlich hingehen soll. Was nicht bedeutet, dass auch diese Zerrissenheit ziemlich sexy sein kann, nachzuhören bei "Tear it down".

 

Markus Rutten - www.sounds2move.de