War From A Harlots Mouth „In Shoals“ / VÖ 24.04.2009

 

 

 

Zeit, Standpunkte zu manifestieren. Zeit, der Welt sein wahres Gesicht zu zeigen. War From A Harlots Mouth gibt es nicht erst seit gestern, doch was bisher entweder immer im falschen Zusammenhang oder bloß als Geheimtipp gehandelt wurde, was sich bisher hinter cartoonigen Artwork und sarkastischen Songtiteln versteckte, wird nun ernst. Doch was heißt schon ernst? Bloß, weil man nebst dem Spaß an der Musik auch Ansprüche hegt? Bloß, weil man zeigen will, dass man schon immer mehr als ein stupider Szenengänger von vielen war? „In Shoals“ will weiter, will mehr; und was auf dem – wenn auch schon so grandiosen und von mir schwer verehrten – Debüt noch eher zusammengewürfelt und dissonant klang, ist nun weitaus atmosphärischer ausgelegt, weitaus präziser und bewusster arrangiert und wirkt einfach runder und auf den Punkt gebrachter. Wie Gitarrist Simon Hawemann schon im sounds2move-Interview treffend formuliert: Man will „richtige“ Songs schreiben. Und das heißt auch seine Einflüsse fokussierter verarbeiten: Hardcore, Jazz, Sludge – alles in einer nie dagewesener Menge vorhanden, und dennoch homogen und strukturiert umgesetzt; ohne jedoch dabei die Extreme außen vor zu lassen.

 

Doch nicht nur die Songs, sondern auch das gesamte Album wirkt als Ganzes stimmiger. Während „In Shoals“ mit eher gewohntem WFAHM-Material aufwartet – und dennoch bereits neue Facetten präsentiert – ist man am Ende fast schon im Sludge angelangt, wird immer schleppender und atmosphärischer. Zudem laden gelegentliche Jazz-Interludes (die in solch einer Stückzahl nie zuvor präsent waren) zur Auflockerung ein, wenn sonst – denn das können WFAHM nach wie vor – Dissonanz und Energie vorherrschen. Lorbeeren dürfen auch an Nico Webers (ebenfalls bei The Ocean aktiv) verteilt werden. Steffens Organ war großartig und für das bisherige Material markant, doch Nico überzeugt auf andere Art und Weise; und darf für die Weiterentwicklung dieser Band nur als förderlich bezeichnet werden. Stoff zum Spalten der Gemüter schafft da eher die Produktion, welche zwar vorbildlich organisch und klar aus der heimischen Anlage ertönt, jedoch einen Drumsound liefert, der, sagen wir „gewöhnungsbedürftig“ klingt, und die Geschmäcker sicherlich stark auf die Probe stellen wird.

 

Dennoch: Ist es zu früh, Alben für den Titel ´Album des Jahres´ zu nominieren? Fest steht, dass WFAHM auf „In Shoals“ der Schritt, sich weiterzuentwickeln und sich dennoch treu zu bleiben, geglückt ist. Nein vielmehr, sie setzen bisherigen qualitativen Höchstleistungen noch einen drauf und lassen so ihre eigene Zukunft nur optimistisch erscheinen. So, und jetzt wasch ich mir bei all dem Schleim erstmal die Hände; wenngleich jene Lorbeeren bei dieser Band nur angebracht sind.

 

Olivier Haas – www.sounds2move.de / 15.04.2009