Warbringer “Waking Into Nightmares“ / VÖ 22.05.2009

 

 

Um einem so kompromisslosen, geradlinigen Thrash-Brett wie dem vorliegenden gerecht zu werden, verzichte ich an dieser Stelle ebenso wie die Band auf ein Intro.

 

Lieber holzen wir ohne Umschweife in den Opener „Jackal“ hinein, der sich seinerseits mit knallhartem Thrashbeat, massig Doublebass und ganzen Wänden von abgehackten, schnellen Thrashriffs ins Genick des Hörers beisst. Und gleich die freudige Erkenntnis: John Kevill klingt mit seinen bellenden, aggressiven, für den Thrash typischen Vocals fast wie Sodoms Tom Angelripper und Kreators „Mille“ Petrozza. Um dem Moshpit-erzeugenden Geknüppel noch etwas Würze zu geben, haben die fünf jungen Kalifornier ein paar (wie sollte es anders sein) kurze, geradlinige, aber fette Leads eingestreut. Moshen und bangen wir uns also weiter bis zu „Abandoned By Time“, das mit den Blasts eine weitere Beilage zu dieser höllisch scharfen Thrash-Keule gibt. Mit „Nightmare Anatomy“ kommen wir zum einzigen Lied, das nicht als Anspieltipp herhalten kann, da uns das Ami-Quintett hier eine Verschnaufpause gibt. Von ruhigen Gitarren, Piano-Klängen und interessanten Schlagmustern getragen, baut dieses Interlude leider zu wenig Spannung auf, da sich ab der zweiten Hälfte zu viel Wiederholung breit macht. Die Kontrastwirkung ist dann aber ganz nett, da das gleich anschließende „Shadow From The Tomb“ wieder den Vorschlaghammer auspackt und gnadenlos auf uns einprügelt. Die durch sphärische E-Gitarren erzeugten Klangteppiche erinnern dabei etwas an symphonischen BM. Die US-Amerikaner verzichten konsequenterweise auch auf ein Outro, ich hingegen möchte meine Lobeshymne noch etwas ausdehnen.

 

Sie lieben Thrash und wissen diese Begeisterung zu vermitteln, sie stehen für knallharten, kompromisslosen Old School Thrash, der wohltuend mit modernen Elementen angereichert ist, sie klingen erstaunlich abgeklärt... und sind vor allem noch so jung! Eines steht fest: Entweder man liebt es, wenn junge Bands heutzutage noch den Thrash der goldenen '80er aufgreifen, oder man verabscheut es und stempelt den Sound als innovationslos, stumpf und langweilig ab. Auch fest steht: Da Geradlinigkeit, keine Kompromisse, viele Moshparts, schiere Wucht und fies bellende Vocals zu den ureigenen Qualitätsmerkmalen des Thrash gehören, könnte „Waking Into Nightmares“ schon jetzt zu den besten Genre-VÖs dieses Jahres gehören. Denn Warbringer zeigen uns all dies nahezu mit Perfektion. Und trotz so vieler '80er-Zitate verzichten Warbringer dabei nicht auf eine absolut saubere, transparente und druckvolle Produktion. Feuchte Träume für all jene, die Old School Thrash leben und lieben!

 

Richard Hänzi – www.sounds2move.de / 19.05.2009