Waltari "Release Date" / VÖ 23.02.2007

Unter all den verrückten und kreativen Bands, die aus dem Land der tausend Seen kommen, nehmen die Recken von Waltari einen ganz besonderen Stellenwert ein. Ist die Band um den exzentrischen Frontmann Kärtsy Hatakka, der übrigens auch die Musik zum wohlbekannten Computerspiel Max Payne komponiert hat, doch immer eine Spur abgedrehter und ein Stück unkonventioneller als die Konkurrenz. Das 1996 veröffentlichte Meisterwerk "Yeah! Yeah! Die! Die!", auf dem die Finnen einen wilden Mix aus Death Metal, Opernmusik, Alternativem Rock, Rap- und Technobeatklängen zelebrieren, spricht in dieser Hinsicht eine deutliche Sprache. Und auch das neuste Werk aus dem Hause Waltari lässt sich in keine Genreschublade stecken, da auf "Release Date" wie gehabt der musikalische Wahnsinn regiert.

"Release Date" bietet dem geneigten Fan genau das, was er von seiner Lieblingsband Waltari auch erwartet. Sprich, kein Songs gleicht dem anderen, es gibt immer wieder musikalisch Experimente, wilde Stilwechsel und schräge Einlagen gehen Hand in Hand, während Kärtsy Hatakka psychedelisch abgehobenen, keifend aggressiven, anschmeichelnd und sogar rapend sein Stimmorgan erklingen lässt. Vor allem im 37-minütigen "Cityshamaani", gewissermaßen dem Kernstück dieser musikalische Wundertüte namens "Release Date", greifen Waltari aus dem Vollen und limitieren sich musikalisch in keinerlei Weise. Dabei liefert die Band mit diesem Track sozusagen den kleinen Bruder des schon erwähnten 60-minütigen Klassikersongs "Yeah! Yeah! Die! Die!" ab, der sich jedoch zu keiner Minute vor dem großen Bruder zu verstecken braucht. Vielmehr vermag "Cityshamaani" vor allem durch seine Kompaktheit zu gefallen, da im direkten Vergleich zu "Yeah! Yeah! Die! Die!" ein viel höheres Tempo an den Tag gelegt wird und der Grundton um einiges härter bzw. groovbetonter ausfällt. Aber auch die restlichen Songs wie z.B. das eröffnete "Get Stamped", das treibende "Let's Puke Together" oder auch "Sex in the Beergarden" (der Songtitel schlechthin!) besitzen einen durchaus nackenbrecherischen Härtegrad. Denn trotz aller verspielten Elemente handelt es sich bei diesem Silberling um ein richtig fettes Crossover-Album, an dem der musikalisch tolerante Hörer lange seine Freude haben wird. Jene wird es auch nicht stören, dass mit dem abschließenden "Spokebone" ein gleichermaßen tanzbarer wie auch folkloristischer Track aufgeboten wird, bei dem Waltari vom finnischen Frauenchor Värttinä unterstützt werden.

"Release Date" ist ein erfrischendes und einfallreiches Album, auf dem man auch noch dem x-ten Hördurchgang noch was Neues entdecken wird. Waltari beweisen mit diesem Album abermals, dass sie definitiv zu den innovativsten Bands gezählt werden müssen und dies nicht nur auf die finnische Metal-Szene bezogen. Von daher zwei Daumen nach oben für "Release Date" und eine klare Kaufempfehlung für den musikalisch weltoffenen Metalhead.

Nando Rohner – www.sounds2move.de / 22.02.2007