Walls of Jericho „The American Dream“ / VÖ 12.09.2008
„Fuck the American Dream“! Das is doch mal ne Ansage, woll? Walls of Jericho sind offensichtlich keine Band, die auf den Mund gefallen ist. Wie könnte man auch, immerhin versteht man sich primär als Hardcore Truppe, selbst wenn eine zusätzliche Vorliebe für deftigen Metal mehr als offensichtlich ist.
Und
auch Brüllbiene Candace Kucsulain ist alles andere als auf den Mund gefallen.
Das gilt sowohl für ihre Texte, als auch für ihre Stimme. Denn spätestens mit
der im Frühjahr veröffentlichten „Redemption“ Akustik-EP hat die
ganzkörpertättowierte Frontfrau mit dem markanten Loch in der linken Backe
(oben, nicht unten!) bewiesen, dass sie neben ihren hinlänglich bekannten
deftigen Grunts auch durchaus dazu in der Lage ist den einen oder anderen klar
gesungenen Ton zu treffen. Mit dieser Gewissheit konnten sich Walls of Jericho
sicherlich entspannter denn je der Fertigstellung von „The American Dream“
widmen. Selbiges startet mit „The new Ministry“ zwar bedrohlich, ja fast schon
doomig, und treibt mit dem folgenden Doppelschlag „The Prey“ und „The American
Dream“ erst einmal den blanken Schweiß auf den Mob im Circle-Pit, der einem beim
anhören der Songs vor dem geistigen Auge erscheint. Trotzdem ist der Einfluss
des letzten Ausflugs in melancholischere Gefilde auf „The American Dream“ noch
immer greifbar. So wird etwa „Discovery of Jones“ mit einem durchaus gelungenen,
wenn auch einfach gehaltenen Akustikgitarrenpart beschlossen, während der finale
Track „The Slaughter Begins“ von seiner Namensgebung her zwar mächtige
Riffsalven und Breakdowns suggeriert, sich in Wirklichkeit aber als astreine,
überaus hörenswerte Ballade entpuppt. Natürlich bleiben Walls of Jericho dennoch
nach wie vor eine Truppe voller Adrenalin, die jederzeit für fette Moshparts mit
entsprechendem Mitgröhlfaktor gut ist („Famous last Words“). Jedoch ist der
Qualitätsunterschied zu vielen 0815-Bollos der, dass Walls of Jericho auch
anders können.
Markus Rutten –
www.sounds2move.de / 15.09.2008