Vrani Volosa „Heresy“ / VÖ 27.05.2011


 

 

Möchte sich eine Band in einem vollends überfrachteten und qualitativ nachlassenden Genre behaupten oder erst einmal überhaupt auf sich aufmerksam machen, bedarf es in vielen Fällen vor allem eines eigenen Stils und der Toleranz der Hörerschaft – von Trenderscheinungen wie Varg einmal abgesehen. 

Auffällig, weil nicht üblich, ist vor allem, dass es sich bei den Pagan Metallern von Vrani Volosa um Bulgaren handelt. Hinzu kommt, dass sich die Band auf das klassische Rockinstrumentarium beschränkt. Ausflüge mit anderen mittelalterlichen oder alternativen Instrumenten gibt es nicht. Mindestens genau so auffällig ist die klare und gewöhnungsbedürftige Stimme von Sänger Hristo. Im Ernst, etwas anderes als „mögen“ oder „nicht mögen“ geht nicht – Durchschnitt oder schulterzuckende Reaktionen sind eher ausgeschlossen. „Heresy“ ist das 2. Album, die Musik gestaltet sich sehr eingängig, Hristo übernimmt Großteile der Melodieführungen. Das Tempo bewegt sich häufig im unteren Midtempo-Bereich, den Ausbruch in hohe Temporegionen vermeidet die Band. „The Words That Ruin Me“ eröffnet nach dem obligatorischen Intro den Reigen. Die etwas eintönige Schlagzeugarbeit schlägt mir auf Dauer etwas übel auf, der klare Gesang ist – wie erwähnt – absolute Geschmackssache. Ich neige aber sehr stark dazu, diese Tonlage nervig zu finden. Und so dümpelt das Stück ohne jeden Höhepunkt über gut fünf Minuten vor sich hin. Mit „All To Ash“ gibt es ein akustisches Lied zu hören, welches für angenehme Abwechslung sorgt, denn Vrani Volosa scheren sich insgesamt nicht so sehr um Dynamik oder Vielfältigkeit – dabei ist Abwechslung für mich in diesem Genre unerlässlich. Wie dem auch sei, mit „The Rising End“ geht es metallisch eintönig weiter, ich vermisse den absoluten Ausbruch kreativer Energie, den Willen und das Gefühl, einen Killersong zu erschaffen – ein eigenes musikalisches Denkmal eben. „The Rising End“ dümpelt also ähnlich behäbig wie „The Words That Ruin Me” vor sich hin und entfaltet sich nicht. „Rivalry“ schließt sich dem eigentlich nahtlos an, verfügt aber immerhin noch über so etwas wie eine minimal erhabene Stimmungsfärbung. Der zehnminütige Rausschmeißer “We Are Not Alone In Our Universe“ verlangt dem Hörer noch einmal alles nicht-Gelungene ab, was ich bereits erwähnt habe.  

Ich vertrete die Auffassung, dass gut kopiert immer noch besser als schlecht neu erfunden ist. In diesem Sinne kann ich dem Album vom Vrani Volosa nicht viel abgewinnen, weil die Defizite meines Erachtens einfach zu groß sind. Man muss der Band aber zugutehalten, dass sie sich darum bemüht, allzu ausgetrampelte Pfade zu verlassen und etwas Eigenes zu erschaffen. Dieses Unterfangen gelingt auf diesem Album hier zwar noch nicht, aber vielleicht schlägt ja ein neues Album ein wie die berühmte Bombe. Um das zu erreichen, muss sich die Band aber in allen Belangen deutlich verbessern.


Christian Stiewewww.sounds2move.de