Volbeat "Seal the Deal & let's boogie" / VÖ 03.06.2016

 

 

 

Die viel zitierte Floskel vom Paukenschlag, mit dem man sich zurückmeldet, findet mal wieder ihre Berechtigung. Nachdem Volbeat sich im letzten Jahr extrem rar gemacht haben in Europa (gerade mal ein mickriges Festival in Dänemark stand neben mehreren US-Tourneen auf dem Terminplan), folgt in diesem Sommer die triumphale Rückkehr von Michael Poulsen und seiner Band. Passend zu den Sommerfestivals und den Headliner-Slots bei Rock am Ring und Rock im Park steigt "Seal the Deal & let's boogie" in den Ring, um die Massen zu begeistern und den Status der Band als Common-Sense-Giganten in der Schnittmenge aus Rock und Metal zu untermauern.

 

Dies schaffen die Dänen traditionell vor allem durch ihr wohl bekanntes Händchen für Hits, mit dem man sich bereits zuvor ein Arsenal an Rock ´n´ Roll-Hymnen anlegen konnte, wie es nur wenige nach 2000 gegründete Bands ihr eigenen nennen dürfen. Den Vorwurf, es aktuell vor allem in Übersee zu etwas bringen zu wollen, müssen sich Volbeat natürlich einerseits gefallen lassen, andererseits kann es ihnen auch keiner übel nehmen, dass sie ein möglichst großes Publikum erreichen wollen. Davon abgesehen ist der Sound des Quartetts, das neuerdings durch Bassist Kaspar Boye Larsen erweitert wurde, der an den Albumaufnahmen allerdings noch nicht beteiligt war, seit eh und je überaus amerikanisch geprägt (Cash, Metallica, Social Distorion), sodass der Erfolg in Nordamerika durchaus vorherzusehen war. Anbiederung jeder Art ist somit überhaupt nicht nötig, und die alte "den eigenen Sound verwässert"-Leier kann man ebenfalls getrost stecken lassen. Das einzige kleine Entgegenkommen ist die Tatsache, dass es von "For Evigt" mit "The Bliss" eine Alternative Version gibt, in welcher der Chorus statt auf Dänisch auf Englisch gesungen wird (in Europa als Bonustrack veröffentlicht und umgekehrt). Erwähnte Nummer steht in der Tradition von "The Garden's Tale" und "Maybellene I Hofteholder", bei denen Vordenker Poulsen seiner dänischen Heimat bereits auf vorherigen Alben Tribut gezollt hat. Der Song an sich ist übrigens ein formidabler Ohrwurm, von denen es auf "Seal the Deal & let's Boogie" eine ganze Batterie gibt. Da wäre das schnell ins Ohr gehende "The Gates of Babylon" zu nennen, bei dem Volbeat auch auf ein paar ungewohnte Gitarrensounds zurückgreifen, dann natürlich die locker-flockige Schunkelnummer "Black Rose" (ein Duett mit Danko Jones) und das bereits seit letztem Jahr live präsentierte "The Devil's bleeding Crown" mit seinem amtlichen Hitpotential. "Battleship Chains" versprüht fröhliches Volbeat-Flair und bietet außerdem unbekümmerten Rockabilly-Singalong. Nicht weniger hartnäckig hält sich "Goodbye forever" im Ohr, und "The Loa's Crossroad" überrascht durch die Hinzunahme eines Dudelsacks, ähnlich wie seinerzeit die Reggae-Note im von den Fans noch heute amtlich gefeierten "Still counting".

 

Das Hit-Uhrwerk des Quartetts läuft also auch mit nur noch zwei Gründungsmitgliedern (neben Michael Poulsen gehörte auch Schlagzeuger Jon Larsen zur Ur-Besetzung) mit einer unglaublichen Präzision, Ausdauer und Zuverlässigkeit, dass man eigentlich ein reinrassiger Hater sein muss, um tatsächlich in Frage zu stellen warum Volbeat längst die größten Hallen des Kontinents im Handumdrehen ausverkaufen. Der Rest macht sich einfach noch ein Bier auf und lässt sich von "Seal the Deal & let's boogie" gewohnt süffig und mitreißend auf höchstem Rock ´n´ Roll-Niveau unterhalten. Feinstes Entertainment!

 

Markus Rutten - www.sounds2move.de