Volbeat "Outlaw Gentlemen & Shady Ladies" / VÖ 05.04.2013

  

Die erste fette Schlagzeile gab es schon vor der Veröffentlichung: Rob Caggiano, gerade erst offiziell bei Anthrax ausgestiegen, um sich voll und ganz seiner Leidenschaft als Produzent zu widmen, hat sich direkt bei seinem ersten Job nach seinem Ausstieg mächtig in Volbeat verschossen und steigt dort als fester Gitarrist und Nachfolger von Thomas Bredahl ein. Da geriet sogar die Meldung, dass es Michael Poulsen gelungen war, seinen Jugendhelden King Diamond höchstpersönlich für den Song "Room 24" zu gewinnen, beinahe zur Randnotiz.

Was diesen Umstand zusätzlich besonders macht: Selbst wenn es diese Gemeinschaftsarbeit (der King hat an Song und Text mitgewerkelt) nicht gäbe, wäre "Outlaw Gentlemen & Shady Ladies" keinen Deut schlechter. Das liegt einzig und allein daran, dass "Room 24" - den Promibonus abgezogen - kein Highlight auf diesem Album ist. Oder anders ausgedrückt, ist die Nummer zwar immer noch hörenswert, kann es aber mit anderen neuen Famositäten wie "Pearl Hart" und der unverschämt eingängigen ersten Single "Cape of our Heroes" schlichtweg nicht aufnehmen. Klanglich haben Volbeat auf ihrem neuen Album wieder ein paar Stellschrauben neu justiert. Michael Poulsen hat da ein feines Gespür: Bevor man auf der Stelle tritt oder - noch schlimmer - beginnt das Publikum zu langweilen, verschiebt er lieber mal ein paar Parameter und sorgt so für einen frischen Wind. Das tat man auf "Guitar Gangsters" noch eher verhalten etwa in Form des Reggae-Riffs von "Still Counting", eine Platte weiter („Beyond Hell/Above Heaven“) war man konsequenter und präsentierte bei "Evelyn" mit Gastarbeiter Barney Greenway eine (fast) reinrassige Death Metal-Nummer. Auf "Outlaw Gentlemen & Shady Ladies" hat man den bekannten und beliebten Stil - so empfindet es zumindest der Autor - nun gewissermaßen noch etwas mehr amerikanisiert, was nicht verwundert angesichts der dort zuletzt abgespulten Tourkilometer und der damit verbundenen Vielzahl an Herzen, die den Dänen in Übersee zufliegen. Da wäre das texanisch/südstaatlich anmutende Country/Bluegrass-Intro "Let's shake some Dust", aber auch das mit einem gewissen Western-Charme und einer Slidegitarre versehene Duett mit Singer-Songwriterin Sarah Blackwood namens "Lonesome Rider". "My Body" hingegen hat man eine recht typische Rockabilly-Gitarre verpasst, während "Lola Montez" eine flotte, gut gelaunte Liebeserklärung im gefälligen Volbeat-Kolorit darstellt. Zuletzt wird das Quartett dann sogar noch einmal richtig sentimental und verabschiedet sich mit dem hochemotionalen, in dieser Form von der Band ungekannten Schwermutstropfen "Our loved Ones".

Dass "Outlaw Gentlemen & Shady Ladies" nach den ersten paar Durchläufen den Eindruck erweckt, nicht ganz die exorbitante Hitdichte eines "Guitar Gangsters & Cadillac Blood" zu erreichen, muss kein Nachteil für das fünfte Volbeat-Scheibchen sein, das nämlich trotzdem einmal mehr mit ganz großem Unterhaltungsfaktor und zugleich schweinecool ins Ohr rockt. Draußen mag es immer noch und schon viel zu lange eiskalt sein, aber wer bei "Outlaw Gentlemen & Shady Ladies" nicht trotzdem beste Laune bekommt, hat ein Rockerherz aus Stein.

 

Markus Rutten - www.sounds2move.de