Visions of Atlantis „Trinity“ / VÖ 25.05.2007

 

 

Make it or break it. Wie der Name schon sagt legen Visions of Atlantis mit „Trinity“ ihr drittes Album vor, was einen geradezu dazu nötigt die alten Weisheiten über Drittwerke aus der Mottenkiste zu holen. Aber um auch die Antwort gleich vorweg zu nehmen: Für die Österreicher und ihre amerikanische Sängerin kann man bereits nach den ersten beiden Worten einen Punkt setzen.

 

Denn in erster Instanz hört man „Trinity“ das gereifte Songwriting der Bandmitglieder an. Visions of Atlantis haben sich – wie schon zwischen „Eternal Endless Infinity“ und „Cast Away“ – deutlich hörbar gesteigert und zudem eine Schippe in Sachen Härtegrad nachgelegt. Das macht sich gut und verleiht bereits dem Einstand „At the Back of Beyond“ einen flotten Drive. Natürlich kommen auch die gefühlvollen Momente nicht zu kurz, etwa bei der Ballade „The Poem“, bei der Sänger Mario den Hauptpart übernimmt und im Hintergrund teils mit mehreren unterschiedlichen Gesangslinien von Sängerin Melissa Ferlaak unterstützt wird. Apropos Melissa: Die Amerikanerin passt perfekt in das Klangbild ihrer neuen österreichischen Band, meistert sie doch auch schwindelerregende Höhen mit Leichtigkeit und hat ihre geschulte Stimme zu jedem Zeitpunkt unter Kontrolle. Oder anders ausgedrückt: Hätte man die Blondine als Tarja Turunen Nachfolgerin bei Nightwish vorgestellt, rein musikalisch hätte sich sicherlich kaum ein Fan beschwert. Abgesehen davon haben sich die ewigen Nightwish-Vergleiche musikalisch übrigens endgültig erledigt, das sollte auch der größte Dummschwätzer nach wenigen Durchläufen von „Trinity“ erkannt haben. Den besten Eindruck hinterlassen übrigens diejenigen Nummern, bei denen sich die beiden Stimmen den Platz im Rampenlicht teilen, etwa beim hymnischen „My Dark Side Home“, das an Regicide erinnert oder dem potentiellen Livekracher „Wing-shaped Heart“, bei dem man sich die Strophen brüderlich bzw. schwesterlich teilt und den Song mit seinem zweistimmigen Chorus zum waschechten Hit ausbaut. Das Bauernopfer der musikalischen Weiterentwicklung ist unterdessen der Hang zu kitschig-schönen Momenten, die fast gänzlich verschwunden sind. Viele Kritiker wird dies freuen, auch wenn gerade dieser Kitsch auch seine sympathische Note hatte. Als Gegenleistung hat man dafür die Hitdichte deutlich erhöht, ich denke damit können alle Seiten bestens leben.

 

Markus Rutten -  www.sounds2move.de / 21.05.2007