Visions of Atlantis „Delta“ / VÖ 25.02.2011

 

 

 

Die Symphonic Metaller Visions of Atlantis können einem in mancher Hinsicht schon ein wenig leid tun. Zum Beispiel wenn es um den Posten am Gesang geht. Während Sänger Mario Plank seit 2003 konstant dabei ist, musste er sich auf ebenso viele Partnerinnen einstellen wie er Alben mit seiner Band veröffentlicht hat – immerhin vier an der Zahl. Den internen „Rekord“ hält immer noch Nicole Bogner mit den ersten zwei Alben, wobei die zuletzt ausgeschiedene Joanna Nieniewska unglücklicherweise überhaupt nicht auf einem Studiowerk verewigt werden konnte, da sie nach nur einem Jahr bereits wieder aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten war.

 

Somit ist auf „Delta“ nun Maxi Nil als neue Frontfrau zu hören, die aus Griechenland stammt und zuvor bei der in unseren Breitengraden unbekannten Truppe On Thorns I Lay aktiv war. Hat man sich mit den ersten Durchgängen an das gewohnt opulente vierte Album erst einmal herangetastet, muss man konstatieren, dass das Bäumchen-wechsel-dich-Spiel zwar ärgerlich war und der Band karrieretechnisch etwas den Wind aus den Segeln genommen hat. Abgesehen davon geben Visions of Atlantis aber immer noch eine gute Figur ab, wobei abgesehen von der auffälligsten Änderung am Gesang auch sonst hier und da Parameter verschoben wurden. Bleiben wir aber weil’s so schön ist beim Gesang: Die „neue Neue“ weiß stimmlich nämlich zu gefallen, präsentiert sich sicher und mit einem ausgewogenen, vielseitigen Organ. Wo man auf „Trinity“ und mit Melissa Ferlaak noch regelmäßig auf schwingende Höhen setzte, wird die Kopfstimme diesmal deutlich dosierter genutzt, der mittlere Stimmbereich gibt den Ton an und sogar überraschend tiefer Gesang ist zu vernehmen („Memento“). Parallel hat auch Mario seinen Stil verändert bzw. erweitert und setzten häufiger auf Rotz, Dreck und Tiefen in der Stimme, was ungewohnt ist und woran man sich bei manchen Nummern erst gewöhnen muss. Dass man beim Klangfundament gerne und häufig auf galoppierende Rhythmen und überaus epische Keyboardflächen setzt, ist hingegen keine Überraschung. Wer symphonischem Metal grundsätzlich etwas abgewinnen kann, sollte das sehr griffige „Twist of Fate“ antesten, könnte aber auch an „New Dawn“ mit seinem schönen Drive oder dem angenehm harten und zugleich besonders im Chorus eingängigen „Where Daylight Falls“ seine helle Freude haben. Auch wenn dieses Niveau nicht auf Albumlänge gehalten werden kann, sei an dieser Stelle eine Empfehlung ausgesprochen, da sich die Österreicher mit leicht korrigiertem Sound (z.B. mehr Klassik-Bezug) und natürlich einigen neuen Einflüssen im Bereich der Vocals insgesamt souverän präsentieren.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de