Vernissage „Parole: Leben“ / VÖ 2008 (Demo)

 

 

Eigentlich kann es nur noch eine Frage der Zeit sein, bis ein etabliertes Label diesen gemischten Fünfer unter Vertrag nimmt. Denn Vernissage aus dem Rhein-Main-Gebiet haben nicht nur ein, nennen wir es „marktfertiges“ Album in der Hinterhand, sondern auch schon jetzt die richtige Attitüde und das richtige Image, um für Aufsehen zu sorgen.

 

Dabei richtet sich „Parole: Leben!“ vor allem an die Schwarze Szene, auch wenn die Band bei der optischen Umsetzung ihres Demos voll und ganz auf weiß, sprich Eis und Schnee setzt. Vernissage kombinieren auf ihrem ersten Output über die Distanz von 8 Songs einen Mix aus solidem, gitarrenlastigem Rock und prägnanten, tanzbaren Electro- und Keyboardsounds. Dieses Rezept ist zwar nicht neu, aber effektiv umgesetzt und wirft mit „Das Boot²“ (inklusive Verwendung des semi-legendären Film-Themas), „Vaterland“ und dem Opener „Plutonium“ gleich mehrere waschechte Hits ab, die dem Langzeitgedächtnis lange erhalten bleiben. Angeführt von den selbstbewussten Blondinen Gabriella Wirbel (Gesang) und Gitarristin Maria Kim, aus deren Feder nahezu alle Songs und Texte stammen und komplettiert von Lili Ronger (Drums), Chris Strack (Keys) und Carsten Christgau (Bass), schaffen Vernissage zudem den Brückenschlag zwischen Gothic, Pop und Rock, was praktischerweise auch gleich einer Publikumsbegrenzung vorbeugt. Kleinere Kritikpunkte sollten an dieser Stelle fairerweise auch erwähnt werden, etwa dass „Für Immer“ auf seinem epischen, chorlastigen Höhepunkt etwas zu weit geht und nur vom folgenden, gefühlvollen Gitarrensolo vor dem Pathos-Abgrund gerettet wird. Auch textlich hat man (noch) vereinzelt mit einer gewissen Kitschprobelmatik zu kämpfen, die allerdings nicht wenigen deutschsprachige Künstler anheftet und die sich absolut im zu verschmerzenden Bereich bewegt.

 

Diese kleinen Kinderkrankheiten sollten Vernissage aber in Zukunft auszukurieren in der Lage sein. Sollten dann noch die öffentlichen Radiosender das massentaugliche Potential des Titeltracks erkennen und ein Label gewillt sein das nötige Kleingeld in die Promotion zu stecken, dann stehen die Chancen für die Zukunft von Vernissage alles andere als schlecht.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 15.08.2008