Venomous Concept "Poisoned Apple" / VÖ 25.04.2008

 

 

Ein Hardcore-Wutbatzen der alten Schule walzt soeben durch das heimische Dachgebälk. Shane Embury kennen wir als Bassmann von Napalm Death, an diesem unheiligen Orte bedient er jedoch die Gitarre. Auch Danny Lilker oder Danny Herrera dürften Genrefans bekannt sein. Was erwartet uns nun? Eine gute halbe Stunde Hardcore bestehend aus 17 Songs; mehr kann man davon auch nicht aufnehmen, denn es gibt immer auf die Mütze. Neu ist da nichts. Aber gut gemacht ist es schon, denn die in den Achtzigern so gerne gespielten fließenden, sägenden Gitarrenläufe, man denke z.B. an GBH, werden hier mit ordentlich räudigen Punkvocals und fortwährend munter holzenden Drumattacken verbunden. Die Produktion ist einigen Schwankungen unterworfen, manchmal scheint es fast, die Songs seien zu verschiedenen Zeiten in unterschiedlichen Studios unter verschiedenen Bedingungen aufgenommen worden. Macht aber nichts, denn das passt. Manches erinnert an frühe Venom ("Artist Friendly"), anderes an Brutal Truth.

 

"A Case Of The Mondays" ist ein für Venomous Concept-Verhältnisse regelrecht langgeratener Track (2:37 Minuten) voller inständiger Wut; der Song bietet die Bandbreite der musikalischen Möglichkeiten der Band: Midtempo, Speed, Melodie, Härte und prägnante Licks im Grenzbereich Metal/Punk. Und eines steht fest: Venomous Concept könnten auch einen interessanten Sieben-Minuten-Song machen, wetten? "Every Mothers Son" setzt nun ganz zum Punk über, der Metaller unter den Punks ist sozusagen "Caught In The Mosh", ein Entkommen ausgeschlossen. Solche Musik habe ich seit Jahren nicht gehört und ich muss sagen, irgendwie unterhaltsam, man könnte damit, im Kleinwagen laut gehört, mit der kräftigen Stoßstange des eigenen japanischen Minicar ein wenig den Aston Martin des Nachbarn zurechtformen...

 

Das Tempo wird niemals reduziert, das Leben besteht aus wutverzerrtem Schreien, hier wird so mancher läppischer Black Metal-Band gezeigt, wo der wahre Punkästhet den Most holt. Denn Venomous Concept sind authentisch entgeistert, nonkonform und machen keinen auf todtraurig oder mimen den sich selbstverletzenden Irren; der Versicherungsmanager aus der mittleren Etage sollte diesen Gefährten nicht unbedingt begegnen, ebensowenig der glatte Makler mit Rüschenhemd. Und das ist sehr sympathisch. Bin ehrlich gesagt überrascht, dass mir so was so gut gefällt. Vielleicht tut es das auch deshalb, weil die hier erlebten Eruptionen auf andere Weise in einem benachbarten Segment, sagen wir akzentuierter und focussierter, aber ebenso intensiv, von solchen Bands wie Neurosis trefflich eingesetzt werden?

 

M.E. – www.sounds2move.de / 06.05.2008