VelvetSeal „Lend Me Your Wings“ / VÖ 04.05.2009

 

 

„Female Fronted Metal, der auf den Spuren Within Temptations, After Forevers oder Delain wanden soll; dabei härter und vielleicht auch finsterer ist”; so tönt ganz optimistisch die Beschreibung der Plattenfirma zu den Ungaren von VelvetSeal. Das Herkunftsland scheint dann auch das einzig besondere an der Band zu sein. In Zeiten, in denen Frauen am Mikro + E-Gitarre ausreichen, um eine neue Weltsensation heraufzubeschwören, während die H&M Gruftimeute sehnsüchtig nach solchem Stoff lechzt, sollte man besser sowieso nichts Hochwertiges mehr erwarten.

 

Und was bieten VelvetSeal? Melodischen Metal mit Keyboardkleister und erwähnter Sängerin. Mag schlimmer klingen als es letzten Endes ist, aber der Band gelingt es entgegen der dezenten Behauptungen aus dem Promowisch zu keiner Zeit, härterer und finsterer als besagte Vorbilder zu klingen. Es gelingt ihnen dabei auch nicht, aus dem Schatten dieser Bands herauszutreten. Musikalisch agieren VelvetSeal schon solide, verwenden hier und dort moderne Riffs, sind IMMER melodisch und bewahren so ein dezent poppiges Erscheinungsbild. „The One“ soll nach diesem Prinzip funktionieren, schlägt sich dabei aber mehr schlecht. Bis zum soliden Refrain zieht sich das Lied, jener Refrain wirkt wie eine Art kleine Erlösung – auf solidem Niveau. Sängerin Gabriella wirkt dabei auch nicht jederzeit souverän. „Where Statues Cry“ ist eine Art obligatorische Halbballade, die auf keiner Veröffentlichung dieser Art fehlen darf. Akustische Instrumentierung wird von Keyboardteppichen begleitet. Dramatik möchte sich jedoch nicht so Recht entfalten, auch nicht, wenn der Song Fahrt aufnimmt und klassische Metalinstrumentierung eine gewichtigere Rolle spielt. „FreeFall“ erweist sich als moderner Song mit verhältnismäßig hartem Fundament. Ich fühle mich dennoch manches Mal beim lahmen Gitarrenspiel an unsere Innovationsbomben von Evanescence erinnert. Schade, denn ich glaube, hier wäre mehr möglich gewesen. „This Tragic Overture“ kann dann als Rausschmeißer endlich so etwas wie leichte Spannung erzeugen. Von Dramatik möchte ich noch nicht sprechen, aber die tendenzielle Ausrichtung dieses Liedes erscheint mir hier nicht so verkehrt.

 

Nichtsdestotrotz sind VelvetSeal bieder, angepasst, aalglatt und erregen folglich zu keiner Zeit nennenswerte Aufmerksamkeit. Herzlichen Glückwunsch, eine weitere belanglose Band in einem ausgeschlachteten und mittlerweile qualitativ fragwürdigen Genre.

 

Christian Stiewe – www.sounds2move.de / 01.06.1009