Velvet Revolver „Live in Houston“ / VÖ 19.11.2010

 

  

 

Velvet Revolver hängen in der Luft. Seit Jahren. Scott Weiland? Durchgeknallt. Myles Kennedy? Hat dankend abgelehnt. Wer wird der neue Frontmann? Man weiß es immer noch nicht. Um die Anhänger wenigstens ein bisschen bei der Stange zu halten, schieben die Sängerlosen jetzt eine Live-DVD dazwischen, die einen Auftritt von 2006 zeigt.

 

Nach wenigen Sekunden denkt man: Wow, kraftvoller Sound. Wieder ein paar Sekunden später stellt man sich allerdings die Frage, wie live dieser Livesound wirklich ist. Alles klingt sehr genau, sogar zu genau, um wirklich authentisch zu sein. Das soll nicht heißen, dass dieses Teil schlecht klingt, nein nein. Bloß werden die eigentlich guten und abwechslungsreichen Kameraeinstellungen mit einer Tonspur versehen, die wie nachträglich drüber gelegt erscheint. Das macht in Sachen Hörspaß überhaupt nichts, beschneidet das Mittendrin-statt-nur-dabei-Gefühl aber empfindlich. Schade ist zudem, dass nach etwa 70 Minuten schon wieder Schluss ist, was heutzutage und angesichts der kapazitiven Möglichkeiten einer DVD schon ziemlich mau ist. Daher kommen hier vor allem Fans auf ihre Kosten, die noch einmal in der Vergangenheit schwelgen und Velvet Revolver in der Urbesetzung sehen wollen. Slash und Duff kredenzen darüber hinaus unter den immerhin 12 Songs wie „Slither“ auch ihren Gunners-Klassiker „It’s so easy“, den Neutrotiker Scott Weiland in seiner markanten Art und Weise irgendwo zwischen stolzem Pfau, laufendem Glam-Klischee und Rock N Roll-Ikone interpretiert. Aus dessen eigener Vergangenheit findet sich ebenfalls etwas im Programm, nämlich „Sex Type Thing“ und „Crackerman“. Dass dieser Kerl nicht zu ersetzen ist wage ich dennoch zu bezweifeln, besonders was Zuverlässigkeit und Zurechnungsfähigkeit betrifft. Wer den Sänger und seine Art mag, findet an dieser DVD Gefallen, muss sich aber darüber im Klaren sein, dass jegliches Bonusmaterial fehlt. Für zwischendurch ganz nett, aber mehr auch nicht. Ein neues Album, mit wem auch immer am Gesang, wäre den meisten garantiert deutlich lieber.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 26.11.2010