V.A. „Century Media – Covering 20 Years of Extremes“ / VÖ 12.09.2008

 

 

In den letzten Jahren häufen sich die runden Jubiläen der großen und einflussreichen Namen der harten Musikszene. Nach dem ebenso starken wie einfallsreichen Allstar-Album aus dem Hause Roadrunner und einem fast schon als kackendreist zu bezeichnenden Donzdorfer Rip-Off der gleichen Idee, kommen nun die Damen und Herren von Century Media mit ihrem persönlichen Präsent an sich selbst daher. Leitspruch hierfür: Keep it in the Family.

 

Und so ist das Konzept hinter „Covering 20 Years of Extremes“ auch schnell erzählt: Aktuelle und ehemalige Labelkapellen versuchen sich an einer Interpretation einer anderen Truppe, die irgendwann einmal über das Dortmunder Label veröffentlicht hat. Klingt interessant und ist es in der Tat auch, da das Unterfangen allerlei kuriose und überwiegend äußerst hörenswerte Interpretationen abwirft. Da wären etwa die ungekrönten Cover-Könige Arch Enemy, die Dream Evil’s „The Book of Heavy Metal“ zum furiosen Melo-Death-Sturm umbauen. Die Deutsch-Schwedische Vereinigung wird ihrerseits erstklassig von unseren Freunden Mercenary in Szene gesetzt, die „Burning Angel“ mit all ihren Trademarks versehen und deren Gitarrero Martin Buus sich fast schon lässig die Amott’schen Soli aus den Rippen schneidet. Firewind hingegen versehen „Believe in Nothing“ (Nevermore) mit dramatischer Epik und machen das Stück zur Power-Ballade. „Whatever that hurts“, der Meilenstein von Tiamat, wird unterdessen völlig unerwartet von Heaven Shall Burn intoniert, die den ursprünglichen Gothic Metal ganz schön auf links ziehen. Doch den Thüringern geht es ebenfalls an den Kragen, nämlich wenn ihre Kumpels von Fear my Thoughts den HSB-Hit „The Weapon they fear“ mit ihrem Stoner-70s-Metal-Mix der letzen Platten neu modellieren. Ebenfalls kaum wieder zu erkennen: „Heaven’s a Lie“. Ursprünglich von Lacuna Coil, jetzt von der Metalcore-Truppe Manntis und mit freundlicher Unterstützung von Maria Brink von In This Moment im Chorus auf Melodic Hardcore mit Punk-Schlagseite gepimpt. „Leaves“ von The Gathering funktioniert nicht mit Dudelsack, Tröte und Double-Base? Kivimetsän Druidi beweisen auf diesem Sampler das Gegenteil – Humppa! Als letztes Beispiel sei noch auf meine persönliche Götterdämmerung verwiesen: Dark Tranquillity interpretieren Sentenced, genauer gesagt „Broken“. Und das auf höchstem Niveau und mit Mikkaels Stannes erstklassigem klarem Gesang in der Strophe und einer wunderbaren Balance zwischen Melancholie und Härte („Misery’s Crown“ sei als grobe Referenz genannt).

 

Insgesamt tummeln sich satte 32 Nummern auf diesem Doppelalbum, das auch noch mit Truppen wie Zimmers Hole, Shadows Fall, Napalm Death, Wolf und Asphyx aufwartet. Lacuna Coil, Iced Earth, The Gathering und Celtic Fronst fehlen (aktiv) zwar leider, aber auch so macht „Covering 20 Years of Extremes“ eine gute Figur und stellt sich als überaus kurzweilige Angelegenheit heraus. Die gebotenen Coversongs sind allesamt gelungen, wenn auch nicht in jedem Fall überraschend gewählt. Auf jeden Fall gehört dieses Teil in jeden gut sortierten DJ-Koffer (in meinem wurde schon ein Platz frei geschaufelt) und auch sonst darf sich jeder Hartwurst-Gourmet angesprochen fühlen, denn der Titel propagiert zwar extreme Kost, aber unterm Strich wird eine sehr ausgewogene Mischung serviert. Prost und ein Danke fürs andauernde Qualitätsfutter nach Dortmund!

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 01.10.2008