Unheilig
„Moderne Zeiten“ – Plattenkritik / VÖ 20.01.2006
Im
Jahre 2000 setzte der Graf seine Fans mit „Phosphor“ in Flammen, feierte
zwei Jahre später mit ihnen ein „Frohes Fest“, lehrte sie 2003 „das 2.
Gebot“ und warf alsdann einen Blick auf das „Zelluloid“,
nur um sie nun in die „Modernen Zeiten“ zu führen.
Nun
liegt es also vor, das nunmehr vierte Studioalbum von Unheilig alias dem Grafen und auch dieses Werk wird seine Fans nicht enttäuschen.
Denn nur wo Unheilig draufsteht, ist auch Qualität drin und diese wird auf
„Moderne Zeiten“ auf gewohnt hohem Niveau zum Besten gegeben. Auch wenn man
schnell feststellen wird dass im Vergleich zum superben Vorgänger, sich die
musikalische Weiterentwicklung in Grenzen hält. Vielmehr wird konsequent der
Weg beschritten, der mit „Zelluloid“
vorgegeben wurde und nun auf „Moderne Zeiten“ hier und da um eine Feinjustierung erweitert wird.
Ob man diesen musikalischen Stillstand nun als „setzen auf bewährtes“ oder
„Stagnation“ bezeichnen mag, das muss jeder für sich selber entscheiden.
Fest steht, dass auf „Moderne Zeiten“ abermals dieser gelungen Mix aus
Elektronischer und Rockiger Musik zelebriert wird und das auf eine durch und
durch mitreisende Art. Denn egal ob es nun stampfende Songs wie z.B. „Ich will
alles“ oder „Helden“, oder
ruhige und besinnliche Stücke wie z.B. „Astronaut“ oder „Sonnenaufgang“
sind, jeder dieser Spielarten wird vom Grafen mit lockerer und gekonnter Hand
beherrscht. Aber auch in textlicher Hinsicht wird das volle Programm
aufgefahren, kommen sowohl nachdenkliche Texte wie z.B. bei „Goldene Zeiten“
oder „Gelobtes Land“, wie auch inhaltlich eher platte Ergüsse wie bei
„Lass uns Liebe machen“ zum tragen und trotzdem wirkt die Lyrische
Ausdrucksform nie billig oder aufgesetzt. So bietet „Moderne Zeiten“ dem Hörer
ein Wechselbad der Gefühle, bei dem sich Melancholie und pure Lebensfreude,
Tiefsinn und Oberflächlichkeit die Hand reichen, um zu einem homogenen Ganzen
zu verschmelzen. Dass dabei durchgehend hoch stehende Songkost herausgekommen
ist, die ohne Ausnahme zu Unterhalten vermag, das muss dem Grafen lobend
angerechnet werden. Denn obwohl „Moderne Zeiten“ im Vergleich mit „Zelluloid“
keine wirkliche
Weiterentwicklung enthält, ist es dennoch kein Schritt zurück sondern vielmehr
das verweilen auf einem bewährten Qualitätslevel, das von den Fans gewünscht
und erwartet wird.
„Moderne
Zeiten“ ist ein starkes Album geworden, dass allen Fans von Unheilig aufs
Beste gefallen wird. Jeder der sich an „Zelluloid“
nicht Satthören konnte, bekommt nun einen gleichwertigen Nachschlag geboten der
vollumfänglich zu überzeugen vermag. Somit kann ich für dieses Album eine
unbeschränkte Kaufempfehlung aussprechen, und dies obwohl Innovationen darauf
mit der Lupe gesucht werden müssen.
Nando Rohner – www.sounds2move.de / 08.02.2006