Uncle Kracker „Happy Hour“ / VÖ 2010

 

 

 

Spricht man über Uncle Kracker fällt im ersten Atemzug der Name Kid Rock, für den der Mann, der eigentlich Matthew Shafer heißt, als DJ nicht ganz unbeteiligt an dessen Hits ist. Solo ist der Onkel in Europa hauptsächlich vor mittlerweile fast 10 Jahren aufgefallen, als seine erste Single „Follow Me“ gleich ein Kassenschlager und Über-Sommerhit wurde. In den Staaten schaffte das dazugehörige Album „Double Wide“ mal eben Doppelplatin und hielt sich zudem fast ein Jahr in den Albumcharts.

 

Zwei dies- und jenseits des großen Teiches deutlich weniger auffällige Alben später, stellt „Happy Hour“ nun das bereits vierte Langeisen dar. Bemerkenswert ist, dass sich musikalisch seit „Follow Me“ quasi gar nichts getan zu haben scheint. Noch immer wird mit höchstem Pop-Appeal auf die Zutaten Radio-Rock, Blues-Light und Country gesetzt, hin und wieder mit unspektakulären Rap-Einlagen aufgemöbelt. „Corner Bar“ schmückt sich darüber hinaus mit dezenten Swing-Anleihen und erinnert deutsche Ohren irgendwie an Max Mutzke, einen der Schützlinge von Eurovision-Titan Stefan Raab. Entsprechend klar ist, dass „Happy Hour“ mitnichten ein wirkliches Rockalbum geworden ist oder sein soll. Vielmehr wird auf ein möglichst breites Publikum abgezielt, was soweit auch gut funktioniert, da Uncle Kracker weiß wie man sich schnellstens ins Ohr des Zuhörers mogelt. Auch sich die Blöße zu geben bei einem potentiellen Hörer, der mehr auf Frauengesang steht, nicht zu landen, kommt selbstredend nicht in die Tüte und so hat man zur Sicherheit das (gelungene) Duett „Me Again“ geschrieben, bei dem die angenehme Stimme von Country-Sängerin Jesse Lee für einen stimmigen Kontrast sorgt. So weit so gut, aber dennoch hat „Happy Hour“ ein grundlegendes Problem – und zwar seine „play it save“-Attitüde. Keiner der 12 Songs geht irgendein Risiko ein, nichts eckt an. Am ehesten bricht noch „I Hate California“ aus diesem Format aus und erzählt davon wie sich Krackers imaginäre Ex-Freundin in die oberflächliche Welt von Hollywood abgesetzt hat und dort mit ihrer neuen, falschen Oberweite den Sprung in die Glitzerwelt zu schaffen versucht. Dass textlich dabei auch mal ein Spruch auf das Konto von Tom Cruise, Katie Holmes und ihre zweifelhafte Sektenzugehörigkeit geht, hätte man dem Onkel nach zu viel Tralala bei den übrigen Songs nicht mehr unbedingt zugetraut.

 

Bevor wir uns hier falsch verstehen: „Happy Hour“ beinhaltet unbestritten einige hitverdächtige Nummern und kann quasi jedem Publikum aufgetischt werden ohne auf der Stelle durchzufallen. Der voll und ganz auf US-Hörgewohnheiten zugeschnittene Sound stößt auch hierzulande niemandem sauer auf. Blöd nur, dass jedem früher oder später auffällt wie schablonenhaft sich die Songs teilweise ähneln. In Verbindung mit der all zu fluffigen Direktive wird dieses Album schnell zu einem schnöden Konsumgut, das einem durchaus für eine kurze Weile Vergnügen bereitet, aber nichts bietet wovon man dauerhaft zehren könnte. 

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 15.08.2010