Turisas “Turisas2013“ / VÖ 23.08.2013

 

 

Ein beliebtes Thema im zurückliegenden journalistischen Sommerloch war einmal mehr der angestrebte Imagewandel der Ferieninsel Mallorca vom Saufeldorado zur Destination für Touristen mit Geld und Niveau. Was das mit der neuen Turisas CD zu tun hat? Nun, leichte Parallelen dieses wahrscheinlich erfolglosen Ansinnens der Verantwortlichen auf „Deutschlands 17. Bundesland“ zur Bandgeschichte der Finnen lassen sich durchaus nicht von der Hand weisen. Auch hier hat man den Eindruck, dass man sich krampfhaft darum bemüht, als ernstzunehmende Metalband wahrgenommen zu werden, nachdem man mit dem Debüt und einigen feucht-fröhlichen Auftritten – mit Vorliebe auf den einschlägigen Festivals - den Ruf einer Party-Pagan-Band weghatte.

 

Nun liegt mit „Turisas2013“ das mittlerweile vierte Album der Jungs aus Hämeenlinna vor, und man muss befürchten, dass man sich erneut zwischen die Stühle setzt. Den Fans des „Battle Metals“ werden die epischen, teilweise fast musicalhaften Elemente und vor allem der zu hohe Gesang bei Songs wie dem Opener „For your own God“, „Ten more Miles“ oder dem Rausschmeißer „We ride together“ wohl nicht munden. Anhänger von leicht progressivem True Metal dagegen werden sich wahrscheinlich an den noch durchaus vorhandenen Reminiszenzen an die Vergangenheit stören. Denn ebenso wie die Mallorquiner hat man auch im Hause Turisas nicht alle „Ballermänner“ aus dem Erscheinungsbild entfernt. Bestes Beispiel hierfür ist das kurze, flotte „No good Story ever starts with drinking Tea“ mit seinem „Alcohol all night long...“-Chorus. Ein echtes Highlight auf „Turisas2013“ ist „Run Bhang-Eater, run!“, das nicht nur mit orientalischen Anleihen auftrumpft, sondern auch mit dem Wechsel von Brachialität und Chillout-Zone (inklusive Frauengestöhn) spielt. Sänger Warlord Nygård kann hier mit einer neuen Shout-Technik punkten, die etwas an Martin Walkyier (Sabbat/Skyclad) erinnert. Generell gefällt mir das Album dann gut, wenn es etwas härter zur Sache geht („Into the Free“, „Greek Fire“), wobei man sagen muss, dass ein Härtelevel selten über einen Song hinweg durchgehalten, sondern Abwechslung stets groß geschrieben wird.

Unter dem Strich bleibt ein gut 40-minütiges Album, das man sich gut anhören kann, das auch einige catchy Melodien und mitreißende Chöre aufweist, das aber letztlich keinen ganz runden Eindruck macht. Ebenso wie die Balearen-Politiker sollten sich Turisas gründlich überlegen, wohin die Reise in Zukunft gehen soll. Mit Kompromisslösungen wie in diesem Fall wird man wahrscheinlich langfristig nicht weiter kommen.

 

Alexander Dontscheff - www.sounds2move.de