Turisas „The Varangian Way“ / VÖ 18.06.2007

 

 

Das Debütalbum „Battle Metal“ hat mich damals echt vom Hocker gehauen. Daran konnte auch die allzu liebliche Produktion nichts ändern, denn die Schlachthymnen haben mich einfach nur mitgerissen. Und nun, 3 Jahre nach diesem Debüt ist es endlich da! Das neue Werk der finnischen Battle Metaller Turisas. Das gelungene Artwork verspricht eine ganze Menge, die Produktion ist gar nicht mehr so lieblich, sondern eher druckvoll und mächtig – dieser Klang könnte den Songs das entscheidende Stückchen Durchschlagskraft verpassen.

 

Soweit  die Theorie. Nach unendlich vielen Durchläufen bin ich eher ratlos. Schwer zu sagen, was ich von „The Varganian Way“ halten soll. Turisas machen sich ihr Leben selbst schwer, indem sie all ihre stilistischen Komponenten in jeden Song reinpacken: Chöre, heroische Momente, liebliche, beinahe romantische Melodien, Doublebass. Eben diese Merkmale sollen den Songs Flexibilität in Verbindung mit Kontrasten verpassen – nur leider klappt dies nicht so häufig. Das Problem ist, dass jeder Song über solche Merkmale verfügt. Die Unterscheidung der einzelnen Lieder fällt mir somit etwas schwer; das Album wirkt als Ganzes recht gleichförmig (nicht mit Eintönigkeit verwechseln) und nichts aussagend. Ich möchte von so einer Art Musik mitgerissen und  begeistert werden. Dies passiert bei diesem Werk leider viel zu selten. Das ist umso bedauerlicher, als das Turisas selbst beweisen, über was für ein großes Talent sie eigentlich verfügen: Der letzte Teil von „Five Hundred And One“ ist schlichtweg genial. Wie Turisas hier Chöre, Doublebass und treibende Gitarren zu einer mächtigen Einheit verschmelzen lassen, finde ich bewundernswert. Ganz großes Kino.

 

Somit ist „The Varangian Way“ insgesamt eine schwierige Sache. Auf der einen Seite gibt es ganz klar sehr schöne und gelungene Abschnitte bzw. Passagen zu hören – auf der anderen Seite vermisse ich etwas Struktur und songindividuelle Merkmale. Ganz ehrlich: Ich habe mehr erwartet. Dies bedeutet aber nicht, dass dieses Album ein Flop oder gar eine Fehlinvestition ist. Nehmen Turisas die Vorzüge von „The Varangian Way“ als Basis für ein neues Album, werden sie nicht nur die Schlacht, sondern gleich den ganzen Krieg gewinnen.

 

Christian Stiewe – www.sounds2move.de / 25.06.2007