Trollfest „Brakebein“ / VÖ 2006

 

 

Wie sagt Obelix so schön: „Die spinnen, die Trolle“, oder waren es doch die Römer? Wie auch immer. Fest steht, dass die Schweden von Trollfest mit ihrem zweiten Album „Brakebein“ ein Werk abliefern, das gleichzeitig ungestüm als auch durchgeknallt daherkommt.

 

Was machen Trolle, wenn ihnen das Bier ausgeht? Sie verlassen ihren heimatlichen Wald, kapern in der nahe gelegenen Piratenstadt ein Schiff um sich damit auf die Suche nach dem legendären OL, einem sagenumwobenen Bier, zu machen. Auf der Fahrt über die Weltmeere erschreckt man nebenher einen armen Schiffbrüchigen und verspeist ein Seeungeheuer, das dumm genug ist, sich der Trollbande in den Weg zu stellen. Tja und ob das noch nicht genug der Untaten wäre, werden auf einer Insel kurzerhand ein paar Christen geschlachtet und über dem Lagerfeuer gebraten, während auf einer anderen Insel mit den Eingeborenen ein Joint geraucht wird. Und wer nun denkt, dass sich die Story dieses Konzeptalbums doch sehr merkwürdig anhöre, der hat absolut richtig gedacht. Denn „Brakebein“ ist nichts anderes, als ein gar komplett schräges Album, das man in solch einer Konsequenz jedoch nicht alle Tage vorgesetzt bekommt. Um ihre musikalische Vision umzusetzen bedienen sich Trollfest nämlich bei verschiedensten Elementen und pfeifen dabei auf gängige Genrekonventionen. Sei es rasender Black Metal oder noch schnellerer Grindcore, schunkelfreudige Folk- und Polkapassagen, groovende Gitarrenläufe, entspannte Bassakustik, abstruse Hörspieleinlagen, wechselnde Melodiebögen, mehrstimmiger Grunzgesang oder die Vermischung von deutschem und schwedischem Songtexten - in den Songs auf „Brakebein“ kann so ziemliche alles vorkommen. Von daher gelingt es Trollfest auch eine chaotische und zutiefst archaische Atmosphäre zu erschaffen, die aber interessanterweise nie vollkommen ins sinnlose ausartet, sondern irgendwie immer kontrolliert erscheint. Man kann wahrlich sagen, dass auf diesem Album der Wahnsinn System hat. Das einzige was man bemängeln muss, ist, dass man auf dem gesamten Album keinen wirklichen Ohrwurm vorfindet, da die Songs zu fest ins Gesamtkonzept eingewoben sind. So ist „Brakebein“ kein Album, das man sich Häppchenweise anhören sollte, sondern eines, das man sich am besten am Stück durchhört, um somit den vollumfänglichen Unterhaltungswert zu erhalten. Denn eines ist sicher: Dieser Silberling macht Spass und das nicht zu knapp.

 

„Brakebein“ ist ein ca. 45-minütiger Spassbolzen, bei dem keine Langeweile aufkommen mag. Für das ist die Musik schlicht und einfach zu abgefahren und zu schräg in der Gesamtumsetzung und zu unterhaltsamt in der Essenz. Zwar wird es sicherlich auch Hörer geben, die dieses Album nur chaotisch und hirnrissig finden werden. Aber die machen wohl schon von Natur aus einen großen Bogen um eine Band mit dem Namen Trollfest. Alle anderen werden sich köstlich amüsieren, da bin ich mir ganz sicher.

 

Nando Rohner – www.sounds2move.de / 24.08.2006