Tristania „Ashes“ – Plattenkritik / VÖ 24.01.2005

Einiges ist passiert seit Tristania 2001 ihr Album „World of Glass“ veröffentlicht haben. Dem Release folgte nämlich nicht nur der Split von Mailcomposer Morten Veland, sondern auch eine komplette Restrukturierung der Band.

Während Morten sich quasi „selbstständig“ gemacht hat um mit Sirenia weiterhin seine Auffassung von Musik zu zelebrieren änderten Tristania nicht nur notgedrungen ihr gewohntes Songwriter sondern auch die männlichen Grunts musste jemand anderes übernehmen. Vergleicht man „Ashes“ mit dem aktuellen „An Elixir for Existance“ von Sirenia so kann man schnell heraushören was der Hauptgrund für den Split war. Während Morten am Bombast der vergangenen Platten festhalten wollt und Elemente wie Chöre noch weiter ausbauen wollte dachte der Rest der Band eher an eine Art „Entschlackung“ des Sounds, hin zu weniger pompösen Songs. Womit wir auch schon elegant beim neuen Tristania Sound angelangt wären. Nach dem Wechsel von Napalm Records zu SPV Steamhammer klingen Tristania weniger überladen als noch 2001. Die Songs sind weiterhin komplex und bieten eine Mixtur aus Death, Gothic und Progressive. Jedoch sind bombastische Orchestrierung und Chöre fast vollständig aus dem Sound der „neuen Tristania“ verschwunden.

Die Songs entfalten nach einer gewissen Vorlaufzeit dennoch ihre ganze Stärke. So kommt zum Beispiel „Equilibrium“ als sphärisch, fast hypnotischer Song aus den Lautsprechern, was einen schönen Kontrast zum Opener „Libre“ darstellt, der dieses Album fulminant in bester Death-Manier mit Grunts, staightem Riffing und prägnanter Schlagzeugarbeit eröffnet. Abwechslung wird bei diesem Werk groß geschrieben, was auch dem mutigen Schritt gleich 3 verschiedenen Vokalisten einzusetzen zu verdanken ist. Dabei werden die Shouts und klaren Passagen der beiden männlichen Sänger Osten und Kjetll immer wieder von Vibekes sirenenhartem Gesang in den Schatten gestellt, der schon immer den Unterschied zwischen Tristania und der breiten Masse der Metalbands mit Frontfrau geschaffen hat.

Fans der Band werden sich erst mal an den neuen Sound gewöhnen müssen. Spötter gehen sogar soweit zu sagen dass Sirenia zuletzt mehr nach Tristania klangen als Tristania selbst. Doch auf solche Oberflächlichkeiten sollte man sich nicht einlassen, denn „Ashes“ ist ein Album mit Tiefgang, das auch Fans der ersten Stunde begeistern kann, wenn sie sich etwas Zeit nehmen.

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 23.02.2005