Trinacria „Travel Now, Journey Infinitely“ / VÖ 16.05.2008

 

 

Was passiert, wenn 2 musikalische Welten kollidieren? Was passiert, wenn 2 für sich genommen ohnehin experimentelle und entwicklungsfreudige Bands aufeinanderstoßen? Entsteht das pure musikalische Chaos oder viel eher eine Art musikalische Rangordnung mit nachvollziehbaren Arrangements und Strukturen? Wie kann sich die Kreativität unter dem Banner einer organischen Ordnung entfalten? Unter dem Namen Trinacria haben sich Mitglieder der norwegischen Institution Enslaved sowie 2 Damen der Noise Formation Fe-Mail vereinigt und geben mit „Travel Now, Journey Infinetely“ die Antwort auf all die Fragen.

 

Das Album ist schwierig. Es braucht viel Zeit, Geduld und Hingabe, bis sich die schroffen Strukturen und spröden Klangcollagen öffnen und die Musik nachvollziehbarer machen. Der Hörer wird während des 47-minütigen Trips hin- und her geschmissen. Noise-artige Strukturen verknüpfen sich mit Enslaved-artigen Riffs, doomige Elemente erzeugen in Kombination mit Female Vocals ein herrlich finsteres Flair, pure schwarzmetallische Raserei entfesselt einen regelrechten Sturm. Dieser Sturm wird bemerkenswerterweise als „The Silence“ bezeichnet und schaukelt sich im Verlaufe der 7:40 Minuten immer weiter hoch, bis schließlich alle Dämme brechen. Der Opener „Turn Away“, ein sehr minimalistischer Song, treibt den Begriff „Eingängigkeit“ auf die Spitze, indem er über den ganzen Zeitraum von 5:16 Minuten den gleichen langsamen Rhythmus innehält. Dass dennoch keine Langeweile aufkommt, liegt daran, dass Trinacria sehr souverän Noise-artige Elemente integrieren, die dem Lied den notwendigen Spannungsbogen verpassen. Auf diese Weise baut sich „Turn Away“ langsam aber sicher auf und erzeugt dabei eine zusehends hypnotische Wirkung. Ebenfalls erwähnenswert ist der Titeltrack „Travel Now, Journey Infinetely“. Hier gefällt mir vor allem der beständige Einsatz von Female Vocals. Die Atmosphäre ähnelt dabei dem Opener „Turn Away“, ist aber insgesamt etwas düsterer und verführerischer.

 

Das Album „Travel Now, Journey Infinetely“ ist definitiv nicht dazu geeignet, mal schnell nebenbei gehört zu werden.  Sofern man die notwendige Offenheit mitbringt und sich mit diesem Werk geduldig auseinandersetzt, erwartet den Hörer ein tiefgründiges und künstlerrisch absolut hochwertiges Album, welches sich langsam – Schritt für Schritt- öffnet, um sich letzten Endes umso mächtiger zu entfalten.

 

Christian Stiewe – www.sounds2move.de / 09.06.2008