To-Mera „Delusions“ / VÖ 22.02.2008

 

 

Manchmal haben es eigentlich gute Bands ungemein schwer, sich bei den Kritikern durch zu setzen. Ein gutes Beispiel hierfür sind die Briten von To-Mera. Während man es zu Hause im Vereinigten Königreich seit dem Debüt „Transcendental“ bereits geschafft hat sich einen Namen zu machen, beißt man sich auf dem europäischen Festland, insbesondere am als schwierig geltenden deutschen Markt gewissermaßen die Zähne aus. Und auch „Delusions“ wurde bereits im Vorfeld von einigen Kollegen als sperrig, unschlüssig oder als nur für hartgesottene Prog-Fans halbwegs verwertbar deklariert. Zu recht?

 

Meiner Meinung nach definitiv nicht. Denn „Delusions“ ist zwar ein anspruchsvolles wie auch unkonventionelles Album geworden, aber auch als Nicht-Die-Hard-Progger kann ich diesem Album einiges abgewinnen. Denn das Quintett, das teilweise abrupt Tempo und Stilrichtung wechselt, hat mit seinem zweiten Album 60 Minuten Musik geschaffen, die man bei hoher Aufmerksamkeit auf immer weitere Details und Spielereien erforschen kann, die aber ebenso (im positiven Sinne) nebenher laufen können. Dabei kommt die Band immer wieder von ihrem Progressive Metal Grundtenor ab und führt den Zuhörer mal in jazzige Regionen, mal in dynamische Epen und mal in Death Metal-artige Highspeed Passagen. Das Paradebeispiel hierfür ist bereits das erste Stück „The Lie“, welches deutlich repräsentiert, wofür „Deslusions“ steht. Auch die angenehme, ausdrucksstarke Stimme von Sängerin Julie Kiss trägt ihren Teil dazu bei, dass To-Mera den roten Faden meiner Auffassung nach nie verlieren, sondern – und das meine ich als Kompliment – den Zuhörer immer wieder dazu herausfordern nicht zu bequem zu werden und sich träge auf eine Stunde Monotonie einzustellen. Sicher geben sich To-Mera der einen oder anderen Spielerei hin und man mag anfangs in vielen Fällen erst einmal die Augenbraue hochziehen, wenn fließend von einer Gothic Metal Songstruktur in lounge-artige Klangebenen übergegangen wird. Wer allerdings mit einem offenen Ohr an diesen Silberling herangeht, der könnte sich schon bald dabei ertappen diese Platte auffällig häufig in seinen Player zu legen. Und man würde gut daran tun, denn wenn mit dem dramatischen wie epischen Finale von „Temptation“ die letzten Töne verklungen sind, werden sicher nicht wenige feststellen, dass diese Band maßlos unterschätzt wird. Hoffen wir, dass To-Mera weiterhin hartnäckige Überzeugungsarbeit leisten.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 20.02.2008