Times of Grace „The Hymn of a broken Man” / VÖ 14.01.2011

 

  

Als vor wenigen Monaten bekannt wurde, Adam Dutkiewicz und der einstige Killswitch Engage-Sänger Jesse Leach würden zum ersten mal seit dessen Ausstieg bei KsE wieder gemeinsam ins Studio gehen und ein neues Projekt an den Start bringen, lies diese Verlautbarung aufhorchen. Fans der Frühphase steigerten sich schnell in Erwartungen an ein Album, das bei dem weiter macht, was nach „Alive or just breathing“ ihrer Meinung nach hätte kommen sollen. Melodisch, aber agressiv-angriffslustiger Metalcore.

 

Tja Freunde, schief gewickelt. Denn so richtig auf die Kacke hauen die beiden nur beim kraft- und verheißungsvollen Opener „Strength in Numbers“ und dem ruppig ausbrechenden „Hope Remains“. Ansonsten orientiert man sich hörbar an jüngeren Killswitch-Alben, wobei man zwischendurch den Eindruck erhalten kann, dass sogar noch etwas emotionaler zur Sache gegangen wird. Adam D. behält sein gutes Händchen für gekonnte düstere Dramaturgien bei („Fight for Life“), während Jesse Leach mit seinem variablen Organ überwiegend klaren, eindringlichen Gesang beisteuert. Das klingt in Kombination durchaus ansprechend und ist bezüglich Songwriting und Produktion nicht zu verachten, wirft aber auch die Frage auf, warum diese Songs nicht unter dem Banner von Dutkiewiczs Hauptband erschienen sind. Ohne Zweifel hätte auch Howard Jones diese 12 Stück (plus getragenes Instrumental „The Arms of Mercy“) mit seinem Goldkehlchen veredeln können, was vor allem bei „Willing“ und „Where the Spirit leads me“ der Fall ist. So schwelgt man lieber in Erinnerungen an die gemeinsamen Tage und liefert mit „The Hymn of a broken man“ ein Album ab, das man in dieser Form von dem Duo nicht erwartet hätte. Mutig lassen die beiden Freunde jede Erwartungshaltung von außen links liegen und realisieren stattdessen ihre eigene Vision aus Metal, Rock und Pop. Richtig gelesen, Times of Grace naschen verstärkt vom Pop-Kuchen, was dieses Debüt überaus eingängig geraten lässt. Ja man traut sich sogar mit „The Forgotten One“ eine reinrassige Akustikballade aufs Album zu nehmen, die Vergleichen mit Shinedown, Creed oder Soil absolut standhalten kann. Das ToG-Debüt ist mit seinen Abstechern in verschiedene Genres aber immer noch eine runde Sache, wenn man von „The End of Eternity“ einmal absieht, das mit seinen etwas übers Ziel hinausgeschossenen Irrungen und Wirrungen zwischen derben Grunts, abrupten Breaks und atmosphärischen Passagen einen etwas zerfahrenen Eindruck hinterlässt. Fazit: Unerwartet, aber trotzdem gut.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 06.01.2011