Tiles "Fly Paper" / VÖ 25.01.2008
Das Leben eines CD-Kritikers ist manchmal wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie was einen als nächstes erwartet, was für ein
Album einem als nächstes ins Haus flattert (5 Euro ins Phrasenschwein! M.
;-) ). Und ähnlich verhält es sich auch mit jener musikalisch launischen Stilrichtung, die
im Volksmund als Prog bezeichnet wird, da man auch dort nie weiß was als nächstes kommt, wann man vom nächsten Break, der nächsten
Änderung im musikalischen Gesamtgefüge überrascht wird. Womit wir auch beim Thema meiner heutigen CD-Rezension angelangt wären,
nämlich progressiver Musik.
Gänzlich überraschend, halt ganz dem Schachtel Pralinen-Prinzip entsprechend, fand ich anfangs Januar
das neuste Album aus dem Hause Tiles in meinem Briefkasten vor. Und da ich für gewöhnlich nie nein zu gute gemachtem Prog sage,
machte ich mich auch sogleich an die Arbeit und schickte "Fly Paper", so der Titel des fünften Albums aus dem Hause Tiles, in
meiner Stereoanlage auf Dauerrotation. Nach einigen intensiven Hördurchgängen stand für mich fest, dass "Fly Paper" mich gleichermaßen
erfreut wie auch enttäuscht. Denn während die Band handwerklich absolut zu überzeugen vermag
und ihr technisches Können sehr eindrucksvoll unter
Beweis stellt, wird in Sachen Songwriting leider nichts so überzeugende Kost geboten. So mangelt es den Songs unüberhörbar an einem
Spannungsbogen, verläuft sich so mancher Melodiebogen nicht nur im Nirgendwo, sondern oftmals wird auch nur um des Selbstzweckswillen
musiziert, nur um die eigenen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen, was von mir so nicht gutgeheißen werden kann. Dies ist umso bedauerlicher,
da "Fly Paper" trotz allem über einen gehörigen Hörgenussfaktor verfügt, der aber, wenn jene Mängel nicht wären, bedeutend größer
sein könnte. Somit bleibt unterm Strich ein technisch sehr geschmackvoll umgesetztes Album, das inhaltlich leider nicht ganz
zu überzeugen vermag, aber dem geneigten Prog-Fan dennoch gefallen könnte.
Nando Rohner – www.sounds2move.de / 20.01.2008