Three Days Grace "Human" / VÖ 27.03.2015

 

 

 

Einen Frontmann oder eine Frontfrau tauscht keine Band gern aus, manche knüpfen gar das Schicksal einer kompletten Formation an das der Person am Mikrofon. Nicht so Three Days Grace aus Ontario, Kanada, die nach der Trennung von Adam Gontier anstatt die Flinte ins Korn zu werfen in Matt Walst einen neuen Sänger rekrutierten. Der muss nun durchaus große Fußstapfen füllen, sein Vorgänger war immerhin nicht nur Gründungsmitglied und 16 Jahre eine prägende Figur für Three Days Grace, sondern hatte sich nebenbei auch Sporen u.a. als Gastsänger bei Apocalyptica und den hierzulande eher unbekannten Art of Dying verdient.

 

"Human" ist die erste Duftmarke von Walst, der grundsätzlich eine ähnliche Klangfarbe wie Gontier hat, ohne jedoch in die Kategorie "Auf Nummer sicher" zu gehören. Man kann zweifelsfrei von einer ausgezeichneten Wahl sprechen, denn der Neue passt genau ins Anforderungsprofil und zu der Musik, die sich Three Days Grace seit jeher auf die Fahnen geschrieben haben. Mal eher poppig, mal mit der richtigen Portion Dreck in der Stimme - dabei jedoch immer rockig - trällert und shoutet sich Walst durch den auf Eingängigkeit ausgerichteten Mix aus Alternative Rock, Post Grunge und Metal, der das Kleeblatt in Nordamerika noch eine ganze Ecke populärer gemacht hat als es ihnen bisher in Europa vergönnt war. Dass ihnen das Gebotene gefällt, kann man den Amis und Kanadiern kaum verdenken, denn wenn ein Ohrwurm gleichzeitig auch noch so schön heavy ist wie "Painkiller" oder "Landmine", rennt man bei Genrefans offene Türen ein. Auch das Shinedown-mäßige "I am Machine" (höre ich da etwa jemanden beim Chorus "Bully" rufen?!) überzeugt, der Seelenschmeichler "Fallen Angel" versetzt die weiblichen Fans in Verzückung, "So what" lädt den geneigten Modern Rocker zum Schunkeln ein, und im gleichnamigen Schwofer stellen Three Days Grace ganz richtig fest "Nothing's fair in Love and War". Nachfragen würde ich hingegen gerne mal bezüglich der Lyrics von "Car Crash", denn da heißt es "You're just like a car crash and I can't look away". Das nenne ich mal einen kreativen Ansatz für ein Liebeslied, ob die Angebetete das genauso sieht, sei dahingestellt.

 

Eine Stärke von "Human" ist definitiv, dass man einerseits Wert auf Abwechslungsreichtum legt, dabei aber quasi jede Nummer das Format einer Single für's Rock Radio hat. Ob man damit lang anhaltend für wogende Begeisterung sorgen kann wird sich noch zeigen, als gefälliges Rockalbum für zwischendurch ist gegen das fünfte Three Days Grace-Album aber absolut nichts zu sagen. Entsprechende Hoffnungen auf viele neue Freunde kann man sich also besonders mit Sicht auf die Festivalsaison machen.

 

Markus Rutten - www.sounds2move.de