The Verve - "Forth" / VÖ 22.08.2008
Totgesagte leben länger: The Verve melden sich mit neuem Album zurück. Gute zehn Jahre nach ihrer mächtigen Popsinfonie „Urban Hymns“ und der dazugehörigen „Bitter Sweet Symphony“, die sie zu einer der einflussreichsten und erfolgreichsten britischen Bands der 90er Jahre machte sowie unzähligen bandinternen Unstimmigkeiten reißen sich Richard Ashcroft, Nick McCabe, Simon Jones und Peter Salisbury wieder am Riemen. Gute Freunde werden aus dem Quartett zwar wohl nicht mehr, – so kauert Ashcroft auch im Video zur ersten Single von „Forth“, dem einprägsamen „Love Is Noise“, einsam in einer Ecke, während der Rest der Band gemeinsam spielt – aber die Minimal-Kommunikation reicht The Verve, um erneut sphärische Gänsehaut-Klangwelten zu erzeugen. Auch wenn die aktiven Drogen-Zeiten der Britpopper ein für alle Mal vorbei sind, vermittelt „Forth“ doch das Gefühl von "The drugs do work"!
„Forth“
wird vom bisher in Ashcrofts Schatten stehenden Gitarristen McCabe dominiert.
Seine federleichten wie auch ausschweifenden Gitarrenläufe mögen zeitweise
gar Ashcrofts Stimmgewalt ganz und gar in den Hintergrund zu drängen. Sie
geben dem Album eine Seele. So gewinnt das ultra-langsame „Numbness“ durch seinen
Gitarren-Jam in der Mitte erst an Klasse. Das sind The Verve in Bestform. McCabes
Spiel schafft es, dass sich die Sounds endlos, geradezu psychedelisch dahin
schwebend, im ganzen Raum verteilen und im Nichts verlieren. Die zitternden
Gitarrenlinien auf dem sonst durchweg leichtverdaulich-melancholischen „Judas“
hingegen nehmen nahezu manische Züge an. Neben McCabe unvergleichbarer
Gitarrenarbeit, zeichnen sich The Verve auf „Forth“ vor allem durch Hymnen aus.
„Valium Skies“ beispielsweise ist eine absolute Mitsing-Hymne in bester Gallagher-Näsel-Manier.
„Love Is Noise“ nimmt über den unverwechselbaren Refrain hinweg geradezu
epischen Charakter an. „I See Houses“ ist auch so ein Stück mit hymnenhaften
Refrain, eine dramatische Piano-Melodie zu Beginn entwickelt sich zum klassischen
(Kuschel-)Pop-Song. „Rather Be“ trumpft neben Piano auch mit schmeichelnden
Streichern auf. „Noise Epic“, dominiert von Jones‘ Bass, hält, was schon
der Titel verspricht – episch. The Verve haben mit „Forth“ zwar kein „Urban Hymns II“
geschaffen, aber sie – und vor allem Ashcrofts eindringliche Stimme – können
auch nach zehn Jahren noch berühren.
Katrin
Reichwein - www.sounds2move.de