The Rotted „Get dead or die trying“ / VÖ 27.06.2008

 

 

Zu weit von der eigenen Vergangenheit habe man sich entfernt. Das hatten The Rotted, die zuvor als Gorerotted firmierten, vor wenigen Monaten mitgeteilt. Nun erscheint mit „Get Dead or die trying“ das erste Album unter dem neuen Bandnamen, der für die Musiker an sich gar nicht mal mehr so neu ist. Denn bei Freunden und Bekannten war die Truppe auch zuvor schon liebevoll The Rotted abgekürzt worden, womit die Wahl eines neuen Namens schnell getätigt war.

 

Ganz so extrem und immer voll aufs Mett wie früher sind Gore... äh The Rotten in der Tat nicht mehr, was im Umkehrschluss kein Zugeständnis hin zu irgendwelchen so genannten Trends oder ähnlichem sein soll. Vielmehr hat die Band eingesehen, dass Splattertexte über irgendwelche B-Movies, die vom ewig hackenden Getrümmer unterlegt werden, einfach nicht mehr das Ding der fünf Londoner sind. Von Bienen, Blümchen und umhertollenden Hundewelpen singt man natürlich dennoch nicht, was sich nicht nur von selbst versteht, sondern auch auf jedem einzelnen Stück nachgehört werden kann. Warum die meisten Print-Kollegen diese Platte ziemlich runter schreiben, kann ich nicht ganz nachvollziehen, denn obwohl ich bei weitem kein Death-Freak bin, kann ich doch erkennen, dass The Rotted mit Herz und Hirn komponieren und trotz genretypischem Gaspedal auch immer mal Raum für Verschnaufpausen lassen, wie etwa in der Mitte des Openers „Nothing but a Nosebleed“. Der positive Effekt daraus: Man beginnt nicht wie bei so vielen anderen Bands nach spätestens 10 Minuten abzuschalten, während die CD weiter weitestgehend ignoriert ihre Runden dreht. Natürlich muss kein Fan auf wuchtigen Todesstahl verzichten, weil zum Beispiel „Angel of Meth“ mächtig Pit-Futter gibt, während „It’s like there’s a Party in my mouth (and everyone is being sick)“ an einigen Ecken nach britischem Punk der 70er klingt und damit ebenso simpel wie effektiv funktioniert. Sinnvoll ist auch das ruhige und passend betitelte Instrumental „A brief moment to regret“ platziert, das in der Mitte der Scheibe sozusagen das Auge des Sturms darstellt. Übrigens nicht das einzige Stück ohne Gesang auf dem Album, denn auch der Rausschmeißer „28 Days later“ kommt ohne Stimmgewalt aus und beschwört doomig die Apokalypse herauf, bevor „Get dead or die trying“ mit verzerrt ausschwingenden Gitarren langsam ausblendet. Keine Frage: The Rotted haben hier ein abwechslungsreiches und vor allem – und dieses Prädikat vergebe ich nur äußerst selten – fast durchweg angenehm hörbares Death Metal Scheibchen abgeliefert, das auch aufgrund seiner leichten Hardcore und Punk Einflüsse nicht in eine kantige Frickelorgien ausartet. Weiterer Pluspunkt: Nach nicht ganz 40 Minuten ist Schicht im Schacht, was alle mal besser (und konsequenter) ist als die Zuhörer mit lahmem Füllstoff zu verschrecken. Weiter so – egal unter welchem Namen.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 24.06.2008