The Pogues „In Paris – Live at the Olympia 2012“ (DVD) / VÖ 16.11.2012

  

The Pogues sind nicht nur eine der ältesten, sondern auch eine der einflussreichsten Folk Punk-Bands der Gegenwart. Seit über dreißig Jahren im Geschäft (davon allerdings für fünf Jahre offiziell aufgelöst), bringen die Herren aus King’s Cross, London noch heute ihre Fans in Wallung. Ein Bild davon kann man sich auf der neuen DVD „Live at the Olympia 2012“ machen, die anlässlich des Dreißigjährigen erscheint.

Die Strahlkraft der Band ist dabei durchaus beeindruckend, vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass das letzte Studioalbum „Pogue Mahone“ 1996 (!) veröffentlicht wurde. Noch bemerkenswerter ist deshalb die Loyalität des Anhanges, der an zwei aufeinander folgenden Abenden mächtig in Feierlaune ist, als die Altmeister die französische Hauptstadt beehren. Im Gepäck 24 Songs, darunter ihr „Weihnachtssong“ „Fairytale of New York“, jährlicher Dauergast in den UK-Charts gegen Jahresende. „Tuesday Morning“ – gesungen von Peter „Spider“ Stacy - ist zwar weniger bekannt, macht aber mindestens genauso viel Spaß. Den Großteil der Songs intoniert aber Shane MacGowan, der – bei allem Respekt – einen ziemlich gezeichneten Eindruck hinterlässt. Der Frontmann ist immer noch mit Leidenschaft bei der Sache, geht aber dennoch als legitimes Folk-Punk-Pendant zu Ozzy Osbourne durch. Das fängt bei den genuschelten Ansagen an und hört beim wackeligen Gang auf. Und doch muss man dem Sänger mit der ausladenden Drogen- und Alkoholvergangenheit ein Kompliment machen, denn immerhin müssen nicht mehr reihenweise Konzerte abgesagt oder abgebrochen werden wie es früher ständig der Fall war. Stattdessen steht er dieser Tage (mit ausreichend vielen Pausen) seinen Mann, führt im Rahmen seiner Möglichkeiten durch das Programm und erfreut sich hinter der großen Sonnenbrille ansonsten wohl einfach daran, dass die Franzosen scheinbar ein Faible für irische Folklore haben. Als kleines Extra gibt es noch Live-Material einer 2006er Show aus Manchester, dazu ein mehrseitiges Booklet mit Fotos und jeder Menge Text, das gewissermaßen Wiedergutmachung für ein leider fehlendes Making Of betreibt. Vermutlich hätte man selbiges aber gar nicht sehen wollen, denn obwohl MacGowan auf der Bühne noch einigermaßen Herr seiner Selbst ist, kommt man nicht umher zu befürchten, dass der Sänger eigentlich nur noch ein Häufchen Elend ist, das von seiner Krankheit gezeichnet wohl nicht mehr all zu lange auf den Brettern, die die Welt bedeuten, stehen wird. Trotzdem Happy Birthday Pogues, und alles Gute Shane.

 

Markus Rutten - www.sounds2move.de