Theory of a Deadman „Scars & Souvenirs “ / VÖ 26.06.2009

 

 

 

Das wurde auch Zeit. Meine kanadischen Lieblings-Undergods Theory of a Deadman haben uns im Gegensatz zu den Nordamerikanern 14 Monte länger warten lassen, bevor man auch in Europa in den Genuss ihres aktuellen Albums „Scars & Souvenirs“ kommt. Und um mich selbst aus meiner Kritik zu „Gasoline“ zu zitieren: Das Warten hat sich gelohnt.

 

Zum einen das und zum anderen hat das Trio seinen eingeschlagenen Weg ziemlich konsequent fortgesetzt. Das bedeutet für den geneigten Musikfan, dass ihm eine Mischung aus Post-Grunge und modernem Hardrock geboten wird, dessen Herkunft unüberhörbar ist. Wer auf mal knackigen, mal einfühlsamen US-Radiorock steht, muss diese Scheibe unbedingt antesten, denn jede Nummer ist für sich genommen ein kleiner Ohrwurm. Zwar weicht kein Song all zu weit von der Norm ab, jedoch ersparen sich Theory of a Deadman über die gesamten 45 Minuten auch jeglichen Griff ins Klo. Der ruppige Rocker „Bad Girlfriend“ etwa handelt von einer Frau, die ständig angegraben wird und von ihrem Liebsten energisch verteidigt werden muss, was aus Sicht von Sänger Tyler Connelly durchaus autobiografisch gemeint ist, da er mit Schauspielerin Christine Danielle (u.a. „Underworld“) liiert ist und genau diese Situation nur zu gut kennt. Lässigen Radio-Rock bietet „Hate my Life“, das zudem mit einem cleveren, augenzwinkernden Text ausgestattet ist, der jedem Pessimisten da draußen klar machen soll, dass es immer auch noch schlimmer geht. Massentaugliches und verdammt Airplay-kompatibles wird in Form von „End of the Summer“ und „Not meant to be“ kredenzt, die gewisse Landsleute von TOAD, mit denen man nur zu gern verglichen wird, nicht besser hätten schreiben können. Dass auf „Scars & Souvenirs“ auch vereinzelte Gäste vertreten sind, wird den meisten Hörern wegen der eher unterschwelligen Einbindung sicherlich kaum auffallen. So verewigte sich Brent Smith (Shinedown) als Background-Sänger auf „So Happy“, während „By the Way“ um Chris Daughtry (Daughtry) ergänzt wurde, der in Europa allerdings noch ein unbeschriebenes Blatt ist, dessen neues Album uns aber im Juli vorgelegt wird.

 

Vielleicht hätten Theory of a Deadman gut daran getan mehr schnelle Stücke unterzumischen anstatt den Schwerpunkt diesmal etwas stärker auf Halbballaden zu legen. Zudem besteht die Gefahr, dass sich „Scars & Souvenirs“ – oder zumindest einzelne Tracks – mit der Zeit abnutzen. Bei einer Band dieser Coleure gehört dies allerdings zum unausweichlichen Schicksal, denn auch die coolsten Hitsingles hat man irgendwann einfach tot gehört. Bis es soweit ist kann das dritte Album der Kandier einem aber erst noch den einen oder anderen Tag versüßen. Leichte Kost auf hohem Niveau!

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 19.06.2009