The Oath „4“ / VÖ 24.10.2008

 

 

Wenn das kein Mercyful Fate-Intro ist, weiß ich auch nicht mehr weiter... Das Vorspiel "4" der gleichnamigen CD der Franzosen von The Oath würde den diamantenen König in Ekstase versetzen. Spieluhr, dämonische Chöre, seltsame Stimmen, düstere Atmosphäre mit Hall, das stimmt uns dunkel. Neben Darkanes "Variations Of An Eyerush"-Intro das Vorspiel des Monats, ganz klar. "This Day" behält diese keyboardgesteuerte unheilschwangere Düsternis bei; Dimmu und Dragonlord stehen Pate; auch Witchery und die Veteranen von Mercyful Fate. Denn Tradition (HM-Licks, Melodik, Songaufbauten) werden mit melodisch-blackmetallischen Versatzstücken (Gesang, Keyboard-Pomp, Breaks) kombiniert. Manchmal gibt es auch ein wenig Death Metal.

 

Auffällig ist diese druckvolle, beinahe zu gute Produktion. Instrumental versiert geht es im mittleren Tempo alter Mercyful Fate vorwärts. Schnelle Passagen, besonders gemeiner Fauchgesang und akustische Breaks werden munter verwoben. Neu ist das nicht unbedingt; jedoch nett gemacht. Ende des letzten Jahrtausends hätten The Oath damit abgeräumt. "A Question Of Faith" geht barock zur Sache, wiedermal werden wir durchs Labyrinth gejagt, Vampire auf unseren Fersen; allein die Klarstimme fräst uns aus dem Albtraum, denn sie passt so überhaupt nicht zur vorherrschenden Grundstimmung des Albums. "Unholy Blood" keift garstig, das Keyboard ist mir etwas zu dominant. Anorexia Nervosa sind nicht weit, allerdings agieren The Oath weit weniger hektisch, glücklicherweise. "Lifeless Desire" entführt erneut in den Irrgarten, das Idyll entpuppt sich als trügerisch: Kräftige scharfe Zähne bohren sich in unsere ungeschützten weißbestäubten Hälse. Egal, Vampirsein hat auch was. Also gehen wir doch gleich mit auf die Jagd. Nun sind die Töchter des Hauses fällig, der Kutscher, der Mundschenk, die Zofe. "Dead Inside" und "The Unborn" (Wespengitarren) wildern durchaus in Witchery-Gefilden. Denn The Oath sind bei aller Bösartigkeit stilvoll, der Biss muss ästhetisch akkurat sitzen. Und das tut er.

 

Mit den Transsylvaniern von Negura Bunget, Keep Of Kalessin und Enslaved haben The Oath die Bühne geteilt. Das hat abgefärbt. Macht so weiter, möchte man ihnen zurufen. Doch etwas variabler sollten sie noch werden, die Westfranken. Mehr Spannungsbögen einbauen, das Klavier etwas zurückdimmen, mehr fiese Intros bieten, kompositorisch abwechslungsreicher. "War" ist ein typischer Melodic Black-Song der Neunziger: Dissonant, dennoch melodisch. "Godless Existence" enthält endlich wieder ein treibendes Riff. Der zweite Teil des Albums ist härter, schwedischer geraten, die schwarzgelben Insekten summen und sirren permanent. Sägen sich The Oath etwa bei Tageslicht aus dem Sarg? Das wäre fatal; wie auch immer, die Geschichte wird weitergehen, mit dem nächsten Album. Wir werden sehen.

 

ME – www.sounds2move.de  / 10.11.2008