The New Black „The New Black“ / VÖ 23.01.2009

 

 

Der deutsche Fünfer The New Black zählt zu den aufrichtigen Musikeransammlungen, denn man kämpft mit offenem Visier. Um die eigenen Einflüsse, die offensichtlich in „The New Black“ eingeflossen sind, macht man zu keinem Zeitpunkt einen Hehl, sondern legt die Karten offen auf den Tisch. Dieser Mut verdient Respekt und macht zudem von Beginn an klar was Sache ist. Im vorliegenden Fall wäre das gradliniger, ohrwurmiger Rock.

 

Die Favoriten der Musiker, die man bereits von anderen Bands wie etwa Sinner kennt, dürften vor allem Bands wie Alter Bridge oder Black Label Society sein, aber auch an den heftigeren Nummern der Kanadier Nickelback hat man offensichtlich einen Narren gefressen. Keine schlechten Referenzen also, um bei der Zielgruppe eine Punktlandung hinzulegen. Und genau das tun The New Black mit ihrem Debüt auch. Man bekennt zwar schon mit dem starken Einstieg „Everlasting“ Flagge, macht aber zugleich auch klar, dass man nichts für neumodischen Schnick und Schnack übrig hat, sondern einfach sein Ding durchziehen möchte. Diese Ehrlichkeit schafft nicht nur Pluspunkte, sondern bewahrt den Interessenten auch vor all zu unschönen Überraschungen. Das soll natürlich nicht bedeuten, dass auf „The New Black“ alles linear und vorhersehbar ist. Vielmehr formen die Deutschen aus durchaus bekannten Zutaten ihr Songs, die allesamt die nötigen Hooks und schmeichelnden Melodien beinhalten, die man sich von einem Album dieser Ausrichtung wünschen kann. „Simplify“ und „Ballad of a broken Angel“ weisen eine gewisse Affinität für Southern Rock und Slidegitarren auf, was zwangsläufig Assoziationen mit Black Stone Cherry nach sich zieht, mit denen man unlängst gemeinsam auf Tour war. „Superman without a Town“ ruft Alter Bridge in den Hinterkopf (steigt allerdings nicht in deren erhabene Sphären auf) und „Welcome to Point Black“ erinnert gesanglich an die guten Momente der inzwischen in der Versenkung verschwundenen Puddle of Mudd. Auf dem Papier mag sich das alles stark wie ein Sammelsurium von Zitaten lesen, aber im Endeffekt klingt das gebotene durchaus überzeugend und funktioniert schlicht und ergreifend einfach sehr gut. Der Erfahrung der Musiker ist es zu verdanken, dass dieses musikalische Vehikel zu keinem Zeitpunkt eine irreführende Abfahrt ins Nichts nimmt, sondern unbeirrt über den Rock N Roll Highway gleitet, das Verdeck offen, ein geschmackssicheres Mix-Tape im Kassettenschacht und den Gasfuß immer unter Kontrolle. Oder kurz gesagt: The New Black huldigen lieber ihren Lieblingen anstatt sich und andere mit pseudo-avantgardistischem Firlefanz und übertriebenem Anspruch den Nerv zu rauben. Rocken soll’s und das tut es auch – was will man mehr?

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 15.01.2009