The Devin Townsend Project „Z2“ / VÖ 24.10.2014

 

 

Das lange Warten hat ein Ende: Devin Townsend hat seinem Alter Ego, dem Alien Ziltoid, ein zweites Album gewidmet. Nun also kehrt der kaffeeaffine Außerirdische auch wieder in musikalischer Form zurück, nachdem er sich infolge der Veröffentlichung des ersten Ziltoid-Albums im Jahre 2007 zur Kultfigur unter Townsend-Fans gemausert hatte, was insbesondere seinen Widerhall im Angebot entsprechender Merchandise-Produkte und in launigen Einspielern bei Konzerten des Devin Townsend Projects gefunden hatte.

 

Bei aller Freude über Ziltoids Rückkehr sollte aber nicht übersehen werden, dass „Z2“ neben der auf der zweiten CD „Dark Matters“ untergebrachten Nonsens-Rockoper über Kaffee und Aliens auch noch ein weiteres vollwertiges Album namens „Sky Blue“ enthält. Dabei handelt es sich um ein „normales“ Werk des Devin Townsend Projects, welches die stilistische Ausrichtung von „Addicted“ und „Epicloud“ weiterverfolgt. Ohne Rücksicht auf Verluste und offenbar ohne Angst vor Verrissen aus Richtung der besonders „truen“ Metalpresse gießen HevyDevy und seine Mitstreiter hier ein Füllhorn an geradezu unverschämt poppigen, weitgehend positiv stimmenden Melodien über den Hörer aus. Bei der Darbietung der sich unbarmherzig in den Gehörgängen festsetzenden Tonfolgen lässt sich Townsend gesanglich wieder durch Anneke van Giersbergen unterstützen, die einmal mehr beweist, dass sie die perfekte Wahl für diese Aufgabe darstellt. Der bewusst songorientierte Ansatz der Platte spiegelt sich auch in den Arrangements wider, bei denen die Gitarren nur sehr selten in aggressive Sphären vordringen, sondern ebenso wie die allgegenwärtigen Elektronik-Spielereien vor allem unterstützenden Charakter haben. Das alles mag zwar nichts Neues sein für Herrn Townsend, allerdings legt er mit „Sky Blue“ meines Dafürhaltens seine bisher beste Songkollektion mit dieser stilistischen Ausrichtung vor. Mussten nämlich bei „Addicted“ und „Epicloud“ die auf beiden Alben durchaus zahlreich vorhandenen Kracher auch immer einige Füller mitschleppen, ist das Niveau auf „Sky Blue“ durchgehend sehr hoch.

 

Auf der zweiten CD nimmt dann endlich der Wahnsinn seinen Lauf. Wie auf dem ersten Ziltoid-Album versetzt Devin Townsend seine Lieder hier mit bewusst dämlichen Hörspielsequenzen, die dem Ganzen einen besonderen Reiz verschaffen. Abgesehen vom Einsatz dieses Stilmittels und natürlich der durchgehend erzählten Geschichte um das viertdimensionale Alien erinnert „Dark Matters“ aber eher an das famose 2011er-Werk „Deconstruction“ als an seinen textlichen Vorgänger. Neben einigen „richtig“ strukturierten Songs wie etwa „Deathray“ oder „March Of The Poozers“ trifft man hier also auch auf viele Stücke, die vor Allem aus aneinandergereihten Fragmenten bestehen, so dass die musikalischen Ideen geradezu im Sekundentakt entfesselt werden. Dabei ist die Musik natürlich auch wieder in der Tiefe wieder höchst vielschichtig inszeniert, unter anderem kommen die in typischer Weise verhallten, aufeinander geschichteten Gitarren, zahlreiche Gesangsspuren, wuchtige Chöre, ausgefuchste Schlagzeugarbeit, authentische Orchestrierungen und wirre Elektronik zum Einsatz, manchmal sogar alles davon zur gleichen Zeit. Kurzum: Es ist ein Album das keinen Hehl daraus macht, den Hörer bei den ersten Durchläufen überfordern zu wollen. Zugleich ist es aber auch auf einzigartige Weise fesselnd und an vielen Stellen tatsächlich der perfekte Soundtrack für die in den Erzählpassagen ausgebreitete Geschichte. Und gerade in jenen Momenten, in denen man sich von der Dramatik der Inszenierung ergriffen fühlt und das beispiellose Songwriting bewundert, zugleich aber mit einer vollständig hirnlosen SciFi-Geschichte und Furzwitzen konfrontiert wird, offenbart „Dark Matters“ auch eine (vermutlich so gar nicht intendierte) philosophische Komponente, indem es uns vor Augen führt, dass große und dramatische Gesten auch gänzlich inhaltsleer sein können und die ausgefeilteste Kunst nicht über die Sinnlosigkeit der Welt, von welcher sie hervorgebracht wird, erhaben ist.

 

Ein rundum gelungener Doppelschlag aus zwei sehr unterschiedlichen, sich aber gerade deshalb wunderbar ergänzenden Alben, die so viel Spaß machen wie es vor ihnen schon lange keine Platte mehr vermochte.

 

Florian Gothe - www.sounds2move.de