The Darkness "Last of our kind" / VÖ 29.05.2015

 

 

 

Wer bei "Rock Promotion 101" aufgepasst hat weiß, dass ein bisschen Name-Dropping noch niemandem geschadet hat. Daher ist es sicher kein Zufall, dass The Darkness - kurz bevor "Last of our Kind" erscheint - mit der Nachricht um die Ecke biegen, dass sie in Rufus Taylor einen neuen Schlagzeuger verpflichtet haben, der seines Zeichens Sohn von Queen-Legende Roger Taylor ist. So generiert man Aufmerksamkeit, selbst wenn man selbige vermutlich auch ohne derartige Aktionen bekommt.

 

Dafür sorgt allein schon das sagenhaft hässliche Coverartwork, das einen Jetpiloten im Cockpit zeigt, farblich in Brombeere und Apfelgrün gehalten. Ist dieser Schock überwunden, versuchen The Darkness gar nicht erst es allen recht oder ihren Kritikern schwer zu machen. Die Hater dürfen direkt beim Opener "Barbarian" steil gehen, denn Justin Hawkins begrüßt uns mit seiner gehassliebten Eunuchenstimme. Zurückhaltung? Arschlecken, gleich mal in die Vollen mit sattem Rock und nix drunter. Verglichen mit dem mäßigen Vorgänger "Hot Cakes" merkt man schon jetzt, dass die Engländer deutlich entschlossener aus den Startlöchern kommen, frisches Selbstvertrauen getankt haben und wohl auch Hawkins besser in Form ist als noch 2012. "Last of our Kind" hat nämlich durchaus Gusto und starke Momente, da kann der Gesang noch so absurde Abzweigungen nehmen. Man möge den Titeltrack als Beispiel heranziehen, der tadellosen Stadionrock serviert und schlichtweg verdammt gut gemacht ist. Dass gesanglich ein ums andere mal versucht wird, Deep Purples "Child in Time" das Wasser zu reichen muss man nicht mögen, ebenso wenig den spacigen Effekt auf "Open Fire". Man kann The Darkness aber auch nicht vorwerfen, auf "Last of our Kind" gekleckert zu haben. Das Songwriting hat nämlich einiges zu bieten, egal ob es in Richtung Classic Rock geht ("Roaring Waters"), man durch den Rock der 80er galoppiert ("Sarah O Sarah") oder sich an einer Britpop Ballade versucht ("Wheels of the Machine"). Lobenswert ist auch die Konsequenz, mit welcher das Quartett seinen Stiefel runter spielt und dabei keine Zweifel am eigenen Selbstverständnis aufkommen lässt. Ich muss gestehen, dass ich mich schon darauf eingestellt hatte, von dieser Scheibe mäßig unterhalten, von der Stimme gar um meine Nervenstärke gebracht zu werden. Jetzt muss ich mir selbst eingestehen, dass "Last of our Kind" weitaus mehr drauf hat als ich zu hoffen gewagt hätte. Klar gibt es Augenblicke, in denen man sich wünscht Hawkins würde einfach mal bei seiner normalen Gesangsstimme bleiben, die ist nämlich nachweislich gar nicht mal übel. Der Mann hat aber einen Ruf zu verlieren und ein Image zu pflegen, was er auf jedem der zehn Songs mit Hingabe tut. Währenddessen zocken sich seine Kollegen unverkrampft durch das eine oder andere Sub-Genre des Rock, sodass der Rezensent kopfschüttelnd feststellen muss: Dieses Album macht es einem verdammt schwer, es wirklich scheiße zu finden.

 

Markus Rutten - www.sounds2move.de