The Bunny The Bear "Food Chain" / VÖ 21.03.2014

 

 

 

Zarte Gemüter mögen mir die Ausdrucksweise verzeihen, aber The Bunny The Bear sind so etwas wie der Dünnpfiff unter den Trance-Core Kapellen: Wenn's einmal läuft, hört es so schnell nicht wieder auf. Wie dieser zugegeben nicht sonderlich appetitliche Vergleich zu Stande kommt erklärt sich, wenn man einen Blick auf die Diskografie des Duos wirft. Die beiden Weirdos veröffentlichen nämlich seit 2010 jedes Jahr mit scheinbar spielender Leichtigkeit ein neues Album.

 

Zynische Zeitgenossen möchten jetzt vielleicht anmerken, dass auch musikalisch gewisse Diarrhö-Vergleiche angebracht wären. Das wäre sachlich betrachtet zugegebenermaßen nicht vollkommen abwegig, aber man sollte dabei nicht unerwähnt lassen, dass The Bunny The Bear über die Jahre zusehends hörbarer geworden sind und spätestens mit dem Vorgänger "Stories" damit begonnen haben, sogar so etwas wie richtige Songs zu schreiben. "Food Chain" führt diesen Weg nun weiter und schafft es dabei sogar fast den Eindruck eines geschlossen, ja geradezu schlüssigen Albums zu hinterlassen. Wobei schlüssig in Bezug auf The Bunny The Bear natürlich relativ ist, denn so manches an den Ergüssen des Duos trägt zweifelsohne absurde Züge. Nicht selten hat man etwa die Gitarren und das Schlagzeug unter derart hohen Türmen von kitschigen Keyboardflächen versteckt, dass man sich verwundert umschauen und fragen muss, ob uns da gerade tatsächlich Synthie Pop mit Grunts untergejubelt wird. Hin und wieder ist der Metal-Anteil natürlich auch etwas höher und offensichtlicher ("Flying like a Bird") oder man präsentiert für einen Moment astreinen Trance-Core ("So smooth, so appealing"), krönt diesen dann aber mit einem zuckersüßen, von hohem Klargesang intonierten Chorus, um so das gerade Gehörte gleich wieder ad absurdum zu führen. Wenn danach immer noch nicht alle Augenbrauen oben sind, streuen TBTB einfach ein paar ihrer längst zum Markenzeichen gewordenen heiseren, hysterischen Schreie ein, die gerne mal genutzt werden, um die eigenen schwülstigen Harmonien in der Luft zu zerreißen. Zu allem Überfluss wurde genau in der Mitte des Albums auch noch ein sphärisches Instrumental namens "A Mother's Love" platziert, das in dieser Form wohl auch auf einer CD mit Yoga- oder Aufzugmusik kaum aufgefallen wäre.

 

Wenn sie wollten, könnten Matthew "The Bunny" Tybor und Chris "The Bear" Hutka (der 2013 mal für ein halbes Jahr aus der Band ausgestiegen war) eigentlich sogar richtig coole Metalsongs schreiben, was in "The Seeds we sow" mehrfach angedeutet wird. Wollen sie aber scheinbar nicht und so bleibt es beim Konjunktiv. Unerklärlicherweise klingt "Food Chain" als Ganzes gar nicht mal so geisteskrank wie sich diese Zeilen vermutlich lesen, denn wer sich auf den Wahnsinn, den The Bunny The Bear seit Jahren verzapfen einigermaßen einstellt und vorbereitet ist auf das, was ihn erwartet, kommt durchaus klar auf das Gebotene und könnte im schlimmsten Fall sogar minimal angefixt werden von dieser Scheibe. Im Endeffekt verhält es sich aber wohl wie bei einem Musik gewordenen Unfall auf der Autobahn: Man will eigentlich weg schauen (hören), schafft es aber irgendwie doch nicht.

 

Markus Rutten - www.sounds2move.de