Tarja „Act 1“ DVD / VÖ 24.08.2012
Seit
ihrem unschönen Ausscheiden bei Nightwish gab es für Tarja Turunen
wenig Gründe auf die Bremse zu treten. Die Ausnahmesängerin entschied
sich gegen „den Kopf in den Sand stecken“ und für „den Blick nach
vorn“. Nach ihren beiden erfolgreichen Rock-Soloablen, gefolgt von dem
klassischen Weihnachtsalbum mit Harus Ende 2011 kommt mit „Act 1“ nun
die erste DVD/BluRay der „rockigen Tarja“ auf uns zu, die – man kann es
vorweg sagen – keinen Fan enttäuschen wird. Der
Rahmen hätte passender nicht sein können, um das stilvolle
Ausnahmeorgan Tarjas in Szene zu setzen. Aufgenommen wurde „Act 1“ in
der argentinischen Wahlheimat der Sängerin, und das gängige Klischee
würde jetzt vorsehen, dass die Fans als euphorisch-pulsierende,
unkontrollierbare Masse der Finnin zu Füßen liegen. Euphorisch stimmt
(die Fußballerfahrenen Argentinier singen nicht nur jeden Text mit,
sondern darüber hinaus sogar manche Riffs und besonders lautstark die
Keyboardmelodie von „Nemo“!). Abgesehen davon geben sich die
Südamerikaner aber alle Mühe und verhalten sich dem Anlass entsprechend
diszipliniert. Doch auch so kommt der Veranstaltungsort, das komplett
bestuhlte Teatro El Cirulo in Rosario, mit seiner atemberaubenden
Architektur voll zur Geltung. Dieses mehrstöckige Theater passt nun
wirklich perfekt zur beeindruckenden stimmlichen Anmut der Sängerin,
die dieses Ehrfurcht gebietende Gebäude an zwei März-Abenden
hintereinander in Verzückung versetzte. Durch den Zusammenschnitt
beider Abende kommt der finale Konzertfilm inklusive
Klassik-Darbietungen (J.S. Bach), Musical-Momenten („Phantom of the
Opera“), Coverversionen (Gary Moore, Whitesnake, Bon Jovi) und
Nightwish-Hits („Nemo“) auf weit über dreißig (!) Songs. Die ausladende
Trommeleinlage von Mike Terrana hätte man natürlich liebend gern weg
lassen können, aber man freut sich viel lieber darüber, dass mit „Never
enough“ und der inzwischen ausgekoppelten Ballade „Into the Sun“
(großes Drama, große Gefühle, große Stimme) sogar zwei komplett neue
Stücke ihren Weg auf „Act 1“ gefunden haben. Neben bereits zur genüge
angepriesenen Ohrenfreuden, gibt es auch durchaus etwas für’s Auge: So
wechselt Tarja nicht nur rekordverdächtig oft ihr Outfit, sondern auch
die Techniker beeindrucken mit tollem Licht und sogar einer Lasershow.
Und weil nicht zuletzt wirklich keine Perle der beiden bisherigen Alben
ausgelassen und sogar noch einiges mehr geboten wird, darf und muss
hier völlig zu recht die alte Floskel „da bekommt man was für sein
Geld“ ausgegraben werden. „Act 1“ zeigt Tarja Turunen in Bestform für
zu Hause und unterwegs (eine abgespeckte Version ist als 2CD zu haben)
und darf nicht nur für Fans als eine der besten Musik-DVDs des
bisherigen Jahres bezeichnet werden. Standesgemäß. Markus Rutten
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