Swallow the Sun „Emerals Forest and the Blackbird“ / VÖ 03.02.2012

 

 

Die bemerkenswerte Metamorphose von Swallow the Sun geht weiter. Noch vor ein paar Jahren waren die Finnen eine schon damals hochbegabte, aber sehr im Doom-Death Untergrund verwurzelte Band, die zwar Liebhaber verzückte, aber einem breiteren Publikum nicht in allen Belangen leicht zu vermitteln war. Das änderte sich mit „Hope“, konnte mit „New Moon“ konsequent weiter geführt werden und propagiert sich jetzt als nächster logischer Schritt in „Emerald Forest and the Blackbird“.

 

Was Puristen in den meisten Fällen zuwider ist, stellt sich im Sinne von Atmosphäre, Vielseitigkeit und Eindringlichkeit als Glücksfall heraus. Zuletzt hatten Swallow the Sun immer mehr auf den Klargesang von Frontmann Mikko Kotamäki gesetzt, was nicht zuletzt deshalb Sinn macht, weil dieser ein ausgezeichnetes Gesangsstimmchen hat. So ist es wenig überraschend, dass vor allem die hauptsächlich auf besagten Klargesang gestützten Songs für die dickste Gänsehaut sorgen. Das von akustischen Gitarren getragene „This Cut is the deepest“ vermittelt eine angenehme Luftigkeit und Unverkrampftheit, „Silent Towers“ (das auch mit Grunt-Unterbau aufwartet) schlägt die Brücke zur Dark Metal-Referenz Katatonia, während das gedrosselte „Cathedral Walls“ auf leisen Sohlen ins Langzeitgedächtnis schleicht und als besondere Überraschung mit Anette Olzon (Nightwish) im hellen Sopran punktet, aber auch metallisches, harsches Aufbegehren zulässt. Doch es geht sogar noch härter: „Hate, lead the Way“ ist die wohl heftigste Nummer seit langem und steckt sogar „These Woods breathe evil“ bezüglich Aggressivität in die Tasche. Zwar gibt es auch hier schmeichelnde Gitarrenharmonien und Keyboardteppiche, man fühlt sich jedoch weniger an die sensiblen Swallow the Sun, als viel mehr an angeschwärzte Raserei melodischer Cradle of Filth oder Moonspell erinnert. Damit zeigen die Finnen einmal mehr auf, wie viele Facetten Schwarz eigentlich haben kann, wenn man nur mit offenen Augen und Ohren durch das musikalische Dickicht wandert. Für Fans der letzten Alben ist „Emerald Forest and the Blackbird“ nicht weniger als eine Offenbarung, gibt es doch nicht nur fantastische neue Songs voller Wärme und Gänsehautmomente zu entdecken, sondern auch unzählige liebevoll eingewobene Details zu erkunden. Dank der Tatsache, dass das Sextett seine Wurzeln nach wie vor nicht komplett gekappt hat, darf auch der Anhänger aus Anfangstagen ein Ohr riskieren. Sollte er sogar, denn das hier ist unbestritten das erste Highlight des noch jungen Jahres!

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de