Superstrings "Speechballon" / VÖ 30.03.2007

 

 

Was gibt es heutzutage noch an hörenswerter Popmusik? Manchmal beschleicht mich das Gefühl, dass es nichts anderes mehr gibt, als ausstrahlungsarme "Superstars" und künstlich zusammengestellte "Bands", die im Rahmen eines großen medialen Affentanzes gecastet werden, um dann die gammelige, unter strenger Beachtung der Grenzen massenkompatibler Belanglosigkeit von irgendwelchen Hitproduzenten zusammengebaute Stangenware zu vertreiben.

 

Hin und wieder aber gibt es auch noch überaus lobenswerte Ausnahmen zu beklatschen. Eine dieser Ausnahmen ist das Album "Speechballoon" von den Superstrings. Das von diversen Gastmusikern verstärkte Duo agiert meist pop-rockig ("How long", "Falling") aber auch mal programming-lastig ("The Only Kiss", "Too Small"). Oben genannte enge Paradigmen des zur Zeit üblichen Pop-Songwritings werden dank unkonventioneller Arrangements, wie zum Beispiel dem längeren Gitarrensolo in "Down", dem Akkordeon-Einsatz in "All Can Come Close" und diversen unüblichen Soundspielereien über die gesamte Albumdistanz, sowie der angenehmen und eingängigen, aber nie plumpen und reißerischen Melodien glücklicherweise weitgehend unbeachtet gelassen. Die dezente Melacholie, die einige der Stücke durchzieht, wirkt zudem niemals aufgesetzt und sorgt dafür, dass "Speechballoon" sich vom Großteil der Konkurrenz auch dadurch absetzt, dass es sehr ehrlich und in keiner Weise wie am Reißbrett entworfen wirkt. Vom künstlerischen Ansatz her lässt sich meines Erachtens das letzte Album von Kåri Rueslåtten ("Other Pepole's Stories") recht gut als Vergleich heran ziehen, obschon die Stimme von Superstrings-Sängerin Carolin Heiss merklich anders klingt als die der Norwegerin. Alles in Allem ist "Speechballoon" also ein überaus gelungenes Popalbum, das eingängig genug ist, um nebenbei gehört werden zu können, aber auch genug Substanz hat, eine nähere Auseinandersetzung mit dem Material lohnenswert zu machen.

 

Florian Gothe – www.sounds2move.de / 12.03.2007