Summoning "Oath Bound" - Plattenkritik / VÖ 31.03.2006

Als John Ronald Reuel Tolkien, besser bekannt als J.R.R.Tolkien, seine Fantasiewelt Mittelerde erdachte und mit den Erzählungen "das Silmarillion", "der kleine Hobbit" und natürlich dem "Herr der Ringe" kultivierte und ausbaute. Da konnte er nicht im Geringsten ahnen, dass diese fiktive Welt eine inspirierende Blaupause für die unterschiedlichsten Musiker, angefangen bei den Beatles bis hin zu Blind Guardian, darstellen würde. Und auch das österreichische Duo Summoning zählt zu jener illustren Schar von Musikern, wobei mit "Oath Bound" die nunmehr siebte musikalische Reise nach Mittelerde unternommen wird (die "Lost Tales" EP nicht mitgerechnet).

Ganze fünf Jahre sind vergangen, seit Protector (Gesang / Gitarre & Keyboard) und Silenius (Gesang / Bass & Keyboard) mit "Let Mortal Heroes Sing Your Fame" ein wahrlich famoses Album vorgelegt haben. Ganze fünf Jahre mussten die Fans nun also warten, bis sich Summoning endlich wieder zurückmelden und wieder jene Art von spezieller Musik zelebrieren, die so nur von diesem Zweigespann stammen kann. Denn die Musik von Summoning ist in seiner Machart unverwechselbar, handelt es sich dabei doch nicht um Metal im herkömmlichen Sinn, sondern eher um einen düsteren und epischen Soundtrack. Da treffen harte Gitarrenklänge auf schwelgerische Keyboardmelodine, kratziger Black Metal Gesang auf epische Chöre und unter all der Rohheit, offenbart sich soviel Schönheit. Und wenn man sich entspannt zurücklehnt, die Augen schliesst und sich der Musik vollkommen hingibt, dann bauen sich vor einem Bilder auf die dem Werk von Tolkien alle Ehre machen. In diesem Zusammenhang sticht vor allem das Stück "Mirdautas Vras" hervor, das vollständig in der dunklen Sprache von Mordor vorgetragen wird und zweifellos als Albumhighlight gewertet werden kann. Aber auch die anderen Songs wie z.B. das mächtige "Might and Glory", mit seinem heldenhaften Chor, oder das wunderbar düstere und melancholische "Land of the Dead", bei dem auch sanfte Flötenklänge zum tragen kommen, wissen restlos zu begeistern. Jeder Song auf "Oath Bound" bietet dem Hörer nicht geringeres als ganz grosses Kino, wobei sich alle Stücke in einem eher gemächlichen Tempo bewegen und somit locker eine Länge zwischen 8 und 12 Minuten erreichen. Doch genau jene ausschweifende Mentalität ist es, was diese Musik so besonders macht und somit zum intensiven Hören einlädt.

"Oath Bound" entschädigt einen vollumfänglich für jede Stunde, jeden Tag, jede Woche, jeden Monat und jedes Jahr das man gewartet hat. Denn Summoning liefern mit diesem Album ein weiteres atmosphärisches Meisterwerk ab, das den Vergleich mit dem genialen Vorgänger "Let Mortal Heroes Sing Your Fame" nicht zu scheuen braucht.

Nando Rohner – www.sounds2move.de/ / 01.04.2006