Suidakra „Crógacht“ / VÖ 20.02.2009

 

 

Das Trio aus dem Ruhrpott kann zurecht als Urgestein des keltisch angehauchten Metal betrachtet werden, denn mit „Crógacht“ bläst man mit dem nunmehr neunten Langeisen zum Angriff (nicht eingerechnet das letztes Jahr erschienene Best of „13 Years of Celtic Wartunes“).  Nach dem stilistischen Bruch zwischen „Command To Charge“ und dem letzten Studioalbum „Caledonia“ besinnen sich die Düsseldorfer nun vollkommen zurück auf alte Stärken. So klingt  ihr neues Werk durch und durch wie eine logische Weiterentwicklung beispielsweise des anno  99' erschienenen „Lays From Afar“. Neben dem Artwork hat sich der in der Szene wohlbekannte belgische Grafiker Kris Verwimp auch für einen Teil der Lyrics verantwortlich gezeichnet. „Crógacht“ ist ein Konzeptalbum und erzählt uns die Geschichte von Cuchulainn, einem Kriegshelden mit übermenschlichen Fähigkeiten.

 

Schon das vom Dudelsack getragene Intro zeigt die eingeschlagene Richtung, wobei es diesmal nicht nach Schottland, sondern in die irische Mythologie geht. Schon mit dem Opener „Conloach“ zeigt man sich angriffig und willig, das Tempo gegenüber dem etwas ruhigeren „Caledonia“ wieder anzuziehen. So gibt es das ganze Album hindurch eine überzeugende Mischung aus Up-Tempo- und rasenden Blast-Parts zu hören. Dazu gesellen sich ein paar ruhigere Momente, wie etwa das Piano-Zwischenspiel in „Isle Of Skye“. Auf dieser herrlichen Insel gilt es für Cuchulainn, sich von der Kriegerin Scáthach in den Künsten des Kampfes ausbilden zu lassen. Tina Stabel, die sich bereits auf „Command To Charge“ als Gastsängerin hervortat, setzt die Amazone stimmlich überaus gekonnt in Szene. Daneben sorgt auch das angesprochene Interlude, das einen für kurze Zeit verharren und Ausschau halten lässt auf der Insel, für ein wahres Kleinod des Albums. In „Shattering Swords“ kann unser Held dann endlich zeigen, was er bei Scáthach so alles gelernt hat. Die Schwerter werden gezückt, die Schädel gespalten, und gleichzeitig lassen die kolossalen, stampfenden Doublebass-Parts unsere Genicke in Einzelteile zerfallen. In „Ár Nasc Fola“ kriegt man die willkommene Gelegenheit, sich von der harten Schlacht zu erholen. Akustikgitarre, Flöte und zurückhaltende Drums setzen hier besinnliche Akzente. Werden Cuchulainn und seine rotbärtigen Gefährten zu Beginn von „Gilded Oars“ noch von  einer sphärischen, wie eine Kriegshymne erschallenden E-Gitarre auf ihrem Kriegsmarsch begleitet, prallen die Helden sogleich auf die nächste Gegnerhorde. Ein knochenbrechendes Doublebass und stampfende Backbeat-Parts bahnen sich souverän den Weg durch die feindlichen Schergen und Suidakra zeigen in diesem Song zugleich exemplarisch alles, was die Stärke der Band ausmacht: Eine geradlinige Melodieführung, gepaart mit einer erhaben verspielten Leadgitarre, einer eingängigen Songstruktur und einwandfreiem technischen Können. Das von mehrstimmigen Chören des Luisen Vocalensemble Berlin getragene, über sieben Minuten lange „Baile's Strand“ setzt „Crógacht“ mit der epischen Endschlacht einen würdigen Schlusspunkt. Gegen Ende des Liedes hört man auch endlich mal den Dudelsack ohne Gitarrenbegleitung.

 

Genau diese Momente sind es nämlich, die ich am meisten vermisse auf Suidakras neustem Streich. Wieso lässt man Dudelsack und Flöte nicht mehr Platz zur Entfaltung durch eigene Melodien? Zu oft bewegen sich die akustischen Instrumente auf der Lead-Spur, wo sie von der E-Gitarre fast „verschluckt“ werden. Wie man durch den epischen, experimentierfreudigen, wirklich überlegten Gebrauch von Dudelsack und Co. noch keltischer klingen kann, zeigen etwa die Hel(l)vetier von Eluveitie seit Jahren. Die auf Dauer eintönigen, heiseren Growls von Frontmann Arkadius lassen „Crógacht“ auch von den geweckten Emotionen her etwas flach daherkommen. Zu selten fühle ich mich beim Anhören des Albums, als hätte ich gerade Seite an Seite mit Cuchulainn die Gegnerscharen von Connacht zerpflückt. Farbtupfer wie einige (zum Teil mehrstimmige) Chöre, das mit cleanen weiblichen Vocals und Banjo-Klängen aufwartende „Scáthach“ und die durchweg herrlich erhabene Lead-Gitarre machen „Crógacht“ dennoch zu einem kurzweiligen, sauber produzierten Album, das Freunden des Celtic Folk Metal wärmstens empfohlen sei. 

 

Richard Hänzi – www.sounds2move.de / 21.02.2009