Suicidal Angels “Sanctify the Darkness“ / VÖ 20.11.2009

 

 

Manche mögen angesichts der ungebrochenen Old School Thrash-Welle bei Neuerscheinungen dieses Genres schnell einmal „Trittbrettfahrer!“ schreien. Zumindest in diesem Fall aber kann man das nicht so stehenlassen. Denn die Thrasher aus Athen treiben nun immerhin schon seit 2001 ihr Unwesen und weisen inkl. “Sanctify the Darkness“ ein Portfolio von drei Demos, zwei EPs und  zwei Alben auf. So viel vorneweg zur Verteidigung der Griechen, aber taugt denn ihre Mucke auch?

 

Der Opener „Lies“ steht gleich für blitzschnelles Riffing, satten Thrashbeat und weitgehend cleanen, leicht dreckigen Gesang mit einzelnen gutturalen Einsprengseln. Im Refrain gesellen sich dezente Gangshouts dazu, gefolgt von einer Bridge mit Gitarrensoli und etwas mehr Groove. Das komplette Old School-Programm also, und so hören sich auch die restlichen 36 Minuten des Albums an. Denn auch „Apokathilosis“ wartet mit ziemlich schnellem Thrashbeat auf. Nach der etwas langsameren Bridge zieht das attische Quartett das Tempo wieder an und kredenzen uns dazu ein Solo. Mit „Atheist“ attackiert uns ein stampfendes Monster, das in der Bridge sogar mit kurzen Doublebass-Salven um sich ballert. Auch „Bloodthirsty“ gefällt durch schnelles, aggressives, klassisch abgehacktes Riffing und flotten Thrashbeat. In „Child Molester“ hören wir im Refrain ein nettes Heavy Metal-Lick, das eine willkommene Auflockerung darstellt und dem packenden Lied zusätzliche Würze verleiht. „Dark Abyss (Your Fate Is Colored Black)“ ist dann ein wahrer Hassbratzen vor dem Herrn. Ein Hauch Todesblei schleicht sich ein. Ein fetter Groove-Part mit Doublebass und tragenden E-Gitarren erhält unsere Aufmerksamkeit, gefolgt von Extreme Thrash à la (vor allem frühe) Vader. Die Old School-Parts samt zerstückeltem Riffing kommen aber auch hier nicht zu kurz. „Mourning Of The Cursed“ leitet als Instrumental gekonnt über in ein abschließendes Thrash-Double Feature („No More Than Illusion“ und „The Pestilence Of Saints“), das Nacken gefährdender kaum sein könnte. Und damit sind wir beim Stichwort „live“: Die selbstmörderischen Engel dürfen sich nun ruhig auch mal öfter in Westeuropa blicken lassen, denn auch hier würden sie die Old School-Schar sicher schnell für sich gewinnen.

 

Unter dem Strich haben wir es mit einem Langeisen zu tun, das nicht sehr verspielt (Soli halten sich in Grenzen), sondern eher auf kompromisslose Härte programmiert ist, womit man die Griechen eher in deutscher Old School Thrash-Tradition ansiedeln würde. Als Vergleiche bieten sich hier Kreator, Destruction und Sodom an. Bei der Technik ist dann jedoch Schluss mit den Reminiszenzen, denn „Sanctify the Darkness“ dröhnt druckvoll und organisch produziert aus der heimischen Soundanlage. Kurz: Wer auf harten, schnellen, geradlinigen Old School Thrash mit leichter todesmetallischer Schlagseite steht, kann ruhig zugreifen.

 

Richard Hänzi – www.sounds2move.de / 10.12.2009