Stream of Passion "Embrace the Storm" - Plattenkritik / VÖ 21.10.2005

Nachdem Arjen A. Lucassen für sein letztes Ayreon Opus The Human Equation , via Internet nach neuen Gesangstalenten suchte und mit der Mexikanerin Marcela Bovio, ein echtes Sangesjuwel entdeckte. Wird uns nun vom Meister mit Stream of Passion, sein erstes richtiges Bandgefüge seit seiner Zeit bei Vengeance präsentiert, wobei hier ganz klar das Talent von Frau Bovio im Mittelpunkt steht.

Konnte Marcela Bovio auf The Human Equation sowohl Kritiker, wie auch die Hörer mit ihrer Leistung begeistern, offenbart sie nun auf "Embrace the Storm" ihr volles Talent. So begleitet sie bei Stream of Passion nicht nur den Job als Frontfrau, sondern zeichnet sich auch für die Texte, wie auch für die sporadisch auftauchenden Violinenklänge verantwortlich. Dabei handelt es sich bei "Embrace the Storm" nicht um ein Prog-Album, wie man es eigentlich erwarten würde, wenn ein gewisser Mr. Lucassen seine Finger im Spiel hat. Sondern es werden vielmehr sehr Rockige Songs dargeboten, die von einer teils düsteren, teils melancholischen Grundstimmung durchzogen sind. Schon der erste Track "Spellbound", kann mit einer Dichten Atmosphäre aufwarten, der man sich nur schwer entziehen kann und die konstant übers komplette Album hinweg aufrechterhalten wird. Dabei kann vor allem Marcela Bovio mit ihrer variablen Stimme glänzen, die trotz einer vorhandenen Sanftheit, auch eine gewisse, fast schon beschwörende Bedrohlichkeit aufweisen kann. So singt sie im wunderschönen "Breathing Again", oder dem in Spanisch vorgetragenen "Nostalgia" Gänsehaut erzeugend Bezaubernd. Während sie bei "Haunted", ein unheilvolles Sangesorgan an den Tag legt und somit diesen Song zur Düstern Hymne des Albums krönt. Aber auch sonst vermag sie bei jedem Song vollumfänglich zu überzeugen, egal ob bei "Passion", den man im Allgemeinen wohl nicht mehr so schnell aus dem Kopf bekommt, bei "Deceiver", mit seinem betörenden Refrain oder auch bei "Open your Eyes", mit seiner genialen Gitarrearbeit. Und somit möchte ich nun auch noch die Instrumentalmannschaft lobend hervorheben, da eine begeisternde Sangesstimme nichts Wert wäre, wenn nicht auch die musikalische Umsetzung überzeugen könnte. Doch auch hier befindet sich bei "Embrace the Storm" alles im Grünen Bereich, da der Name Arjen A. Lucassen bekanntermaßen für Qualität auf jeder Ebene steht. Dennoch muss man es hoch anrechnen, das Mr. Lucassen mit Davy Mickers (Schlagzeug) und Lori Linstruth (Leadgitarre) zusätzlich zwei Neulingen die Chance gibt sich zu präsentieren. Vor allem Lori Linstruth zaubert so einige genial Gitarrensolos aus dem Ärmel, kann mit einer sowohl wuchtigen, wie auch gefühlvollen Spielweise begeistern und man sollte sich ihren Namen wohl besser merken. Aber auch die anschmeichelnden Pianoklänge von Alejandro Millán Montoya und das Nu Metal beeinflusste Bassspiel von Johan van Stratum finden ihren wohlüberlegten Platz, im musikalischen Gesamtbild von Stream of Passion.
"Und wo zum Teufel steckt Arjen A. Lucassen?" werden sich wohl nun einige Fragen, die sicherlich erstaunt darüber sind dass der Meister noch nicht großartig Erwähnung fand. Nun Mr. Lucassen beschränkt sich lieber auf die Gitarrenarbeit und die musikalische Gesamtumsetzung, überlässt somit den Ruhm und die großen Momente seinen Schützlingen und verzichtet darauf, sich großartig in Szene zu setzen. Einzig bei Songs wie dem Titeltrack und "Calliopeia", ist teilweise in der Melodieführung ein wenig Lucassen herauszuhören, da die Songs eine ganz schwachen Ayreon Touch aufweisen.

Arjen A. Lucassen hat es wieder Mal geschafft, hat neben seinem genialen Ayreon Projekt und dem nicht minder genialen Star One, mit Stream of Passion ein weiteres Qualitätsprodukt in die Welt gesetzt. Dabei muss man erwähnen, dass "Embrace the Storm" eines jener Alben geworden ist, das mit jedem Anhören wächst und vermutlich nicht jeden auf Anhieb begeistern wird. So fand ich Anfangs das Werk eher mittelmäßig, war fast schon enttäuscht da mir die Songs zu oberflächlich erschienen und wollte deshalb das Album schon aburteilen. Doch mit jedem Hördurchgang erschloss sich mir mehr von der musikalischen Schönheit, entdeckte ich die nicht gerade offensichtliche Vielschichtigkeit, wie auch eine enorme Detailverliebtheit. Und in der Zwischenzeit bin ich wahrlich zu einem "Embrace the Storm" Junkie verkommen, der keine Minute dieses Albums mehr missen möchte, jede einzelne Strophe vergöttert. Somit ist Stream of Passion mit ihrem Erstlingswerk ein Album gelungen, dass auch mehrmaligem Anhören Standhält, ohne Langweilig zu werden und dem ich eine Unbedingen Kaufempfehlung aussprechen möchte.

Nando Rohner – www.sounds2move.de/ / 24.10.2005