Storm Corrosion „Storm Corrosion“ / VÖ 04.05.2012

 

 

 

„Storm Corrosion“ - die erste kompositorische Zusammenarbeit von Steven Wilson (u.a. Porcupine Tree) und Mikael Åkerfeldt (Opeth) liegt nun also endlich vor. Bestimmt wären vor einigen Jahren die Überraschung über die stilistische Ausrichtung dieser Kooperation und auch die Enttäuschung einiger Fans noch gewaltig gewesen. Schließlich befruchteten sich die beiden Freunde in ihrer Arbeit zunächst dadurch, dass Wilson, inspiriert durch die Arbeit als Co-Produzent des Opeth-Albums "Blackwater Park", auch in seiner Hauptband Porcupine Tree bis dato ungewohnte Metal-Einflüsse verarbeitete, während die Schweden als Gegenleistung für diesen Impuls eine gute Handvoll Klangzauber vom Briten empfing, der besonders auf dem ruhigen "Damnation"-Album seine eindrucksvolle Wirkung entfaltete. Was also hätte man von einer Zusammenarbeit der Kreativköpfe anderes erwarten sollen, als eine Platte, die sich irgendwo in dem durch diese Randpunkte gesteckten Rahmen bewegt? Nun, glücklicherweise taten beide Protagonisten schon vor Jahren in Interviews kund, dass sie im Falle einer Kooperation kein Album produzieren würden, das sich stilistisch einfach nur in der Mitte zwischen Opeth und Porcupine Tree positioniert. Und nun haben die Beiden, und das ist wohl die eigentliche Überraschung, doch genau das getan und eine Platte vorgelegt, die durchaus viele Elemente der letzten Opeth-Scheibe und, wenn auch nicht von Porcupine Tree, so doch von Wilsons letztem Solo-Werk aufgreift. Da allerdings sowohl Opeth mit "Heritage" als auch Wilson mit "Grace for Drowning" zu neuen Ufern aufgebrochen waren, ist "Storm Corrosion" im Ergebnis natürlich, und soweit behielten die Musiker selbstredend recht, ganz weit entfernt davon, als "Prog-Metal" durchzugehen. Vielmehr erwarten den geneigten Hörer viele schöne, typisch Åkerfeld'sche Akustikgitarren-Zupfmuster und herrliche cleane oder ganz leicht angezerrte E-Gitarren-Soli, die von Wilsons atmosphärischen Klangexperimenten und Gesangslinien sowie von ruhigen Streichern und sehr dezenter Percussion ergänzt werden zu fließenden, eher lose strukturierten Stücken. Das Schlagzeug spielt dabei, im Gegensatz zu den genannten letzten Alben der Herren und trotz der Gastbeiträge von Meistertrommler Gavin Harisson übrigens nur eine sehr untergeordnete Rolle.

In der richtigen Stimmung im Dunkeln zu einer Flasche Rotwein genossen, ist diese Platte der perfekte, stimmungsvolle Soundtrack zu den eigenen Gedanken. Jedenfalls so lange, bis sie anfängt, diese Gedanken nicht nur zu begleiten, sondern ganz unbemerkt in neue, eigene Richtungen zu lenken. Und dies ist etwas, das nur gute Musik zu tun vermag.

Florian Gothe - www.sounds2move.de