Stone Sour "House of Gold & Bones Pt. 2" / VÖ 05.04.2013

  

Neues Jahr, neue Scheibe: Durch den Umstand, dass sie aus ihrem aktuellen Album einen propperen Zweiteiler gemacht haben, kommen die Fans von Stone Sour unerwartet schnell in den Genuss neuer Songs. "House of Gold & Bones Part 2" schließt das lyrische Großprojekt von Corey Taylor nun ab, das vom komplexen Charakter eines Protagonisten handelt, der mit seinen inneren Dämonen zu kämpfen hat und der allmählich verrückt zu werden scheint.

Stellt man die Alben in Relation, erscheint einem die vorliegende Fortsetzung noch mal komplexer, womöglich gar sperriger. Natürlich liefern Stone Sour immer noch die eine oder andere eingängige Nummer ab, wie etwa "'82" mit seinem packenden Refrain und den ungewöhnlichen Gitarreneffekten im Chorus. So einfach wie beim Vorgänger, der noch durch das Hit-Doppel "Gone Sovereign"/"Absolute Zero" eingeläutet wurde, macht man es dem Hörer diesmal jedoch nicht. Man kann wohl von einem klassischen "Grower" sprechen, denn "House of Gold & Bones 2" braucht länger, um seine Strahlkraft zu entfalten. Interessanterweise gehen ausgerechnet die drei letzten Songs am schnellsten auf Seelenfang: Da wäre zum Beispiel die erste Single "Do me a Favor", die mit ihren abgehackten Groove-Riffs, den angedeuteten Gangshouts und der gefälligen Gesangsmelodie im Chorus beinahe fröhlich wirkt (wenn man den Text ausblendet) und ein bisschen den Eindruck erweckt, als wollten Stone Sour ihre Labelmates Theory of a Deadman covern. Danach wird es besinnlich, denn es folgt mit "The Conflagration" eine wunderbare Halbballade, inklusive Piano und dezenten Streicherflächen - großes Gefühlskino mit Taylor-Bonus. Ganz nebenbei werden hier auch gleich mehrere Fäden zum ersten Albumteil gesponnen, nämlich zu "The Travelers" und "RU486". Das machen Stone Sour aber so geschickt und regelrecht beiläufig, dass man es beim ersten Hören vermutlich entweder überhört oder nicht recht zuzuordnen vermag. Derartige Verbindungspunkte sind einer der Gründe, warum man an diesem Album gerne dran bleibt - man möchte "House of Gold & Bones" einfach als Gesamtwerk zu fassen bekommen. Den Rausschmeißer gibt zu guter Letzt eine recht typische Stone Sour-Nummer, die auch auf einem Longplayer wie "Audio Secrecy" nicht aus dem Rahmen gefallen wäre und die gleichzeitig der Titeltrack ist.

Ganz so leicht wie mit der aufgezählten finalen Troika machen es uns die Männer aus Iowa zuvor nur selten, was dafür sorgt, dass man sich schnell von der Hoffnung auf ein "Hit-Album" verabschiedet - sollte man diese nach dem Vorgänger überhaupt gehegt haben. Im direkten Vergleich ist der zweite Teil noch mal eine Spur düsterer gehalten und dadurch auch etwas schwerer zugänglich. Wer schon den Vorgänger mochte, wird sich davon kaum abschrecken lassen, und das wäre auch töricht, da sich einem nur so dieses Gesamtkunstwerk wirklich erschließt. Zweifellos haben Stone Sour ihrer Diskografie kein weiteres Hitfeuerwerk hinzugefügt, können dafür aber auf etwas ganz anderes stolz sein: ein besonderes und zugleich einmaliges Album. Wie viele Bands können das in der heutigen Zeit schon noch von sich behaupten?

 

Markus Rutten - www.sounds2move.de